Das Demokratieverständnis von Ursula von der Leyen sieht so aus: Die lästigen Wahlen für einen Sitz im Europäischen Parlament erspart sie sich. Als EU-Kommissionspräsidentin steht sie womöglich dennoch für eine zweite Amtszeit zur Verfügung.

Kann nicht sein, denken Sie? Doch, ist so.

Die deutsche Politikerin hat ihrem CDU-Ortsverband in Burgdorf bei Hannover in Niedersachsen mitgeteilt, dass sie keinen Platz auf der regionalen Kandidatenliste für die Wahl zum Europäischen Parlament im kommenden Juni anstrebt.

Sie hat damit im Sinne einer verqueren EU-Logik gehandelt. Die lautet: Anders als bei Bundestags- und Landtagswahlen ist das Amt des «Regierungschefs» der EU – mit dem man die Position des Kommissionspräsidenten vergleichen kann – mit einer Mitgliedschaft im EU-Parlament unvereinbar. Würde von der Leyen für das EU-Parlament kandidieren und sollte sie dann erneut Kommissionspräsidentin werden, so müsste sie das gerade errungene Parlamentsmandat wieder abgeben.

Zu welchen Verrenkungen diese Regelung intern führt, ist demnächst bei der CDU und ihrer europäischen Vertretung der EVP zu besichtigen: Von der Leyen ist Spitzenkandidatin der Europäischen Volkspartei (EVP) für die Europawahl. Die EVP zieht mit ihr auf den Plakaten in den Wahlkampf – wohlwissend, dass niemand sie wählen kann. Auf Listenplatz eins für die Europawahl steht dann in Niedersachsen der frühere Ministerpräsident David McAllister, der aber, solange von der Leyen da ist, niemals die Nummer eins der CDU in Europa werden wird.

Schlimmer noch: Zu welchen Verrenkungen so etwas bei den Wählern und Wählerinnen führt, ist der Partei, der EU und ihrer Spitzenpolitikerin offenbar völlig egal. So kann das nichts werden mit der Funktionsfähigkeit, dem Ansehen und der Akzeptanz dieser Europa-Regierung.