«Der Tag, an dem das RKI die Wissenschaft verriet», titelt die Welt. «Corona-Experten wussten, dass die Regierung lügt – und schwiegen!», klagt die Bild. Ihr Befund ist klar: Hier wurde ein Skandal aufgedeckt.

Eine andere Zeitung braucht offenbar noch etwas Zeit, das zu merken. Die Süddeutsche Zeitung stellt zu den Enthüllungen aus dem Robert-Koch-Institut diese Frage: «Und wo ist jetzt der Skandal?»

Es sei gar nichts Neues zum Vorschein gekommen durch die Entschwärzungen der vormals zensurierten Stellen, so eine Wissenschaftsredaktorin. Man habe längst gewusst, dass die Forscher des RKI manche Frage anders beurteilt hätten als das Bundesministerium für Gesundheit.

An der Frau ist der eigentliche Skandal in der Tat vorbeigegangen. Dass Berater nicht immer sagen, was der Auftraggeber hören will, ist zwar wirklich nichts Neues. Nur haben sie es in diesem Fall nicht laut gesagt.

Die Wissenschaftler hielten ihre eigentlichen Befunde unter dem Deckel. Und sie gaben sich alle Mühe, die verfehlten Entscheidungen des Ministeriums nach aussen hin mit zurechtgeschusterten Erklärungen zu stützen, die nach Forschung klingen sollten.

Das renommierte Robert-Koch-Institut agierte während Corona nicht als wissenschaftliche Institution, sondern als Marketingagentur der Regierung. In den Protokollen selbst ist schriftlich festgehalten, die Unabhängigkeit des RKI sei «eingeschränkt».

«Die Wissenschaft» wurde in der Corona-Zeit als massgebende Instanz für die Einschnitte in der Gesellschaft wie die Benachteiligung von Ungeimpften verkauft. In Wahrheit war immer die Politik am Drücker – mit Wissenschaftlern als Aussendienstmitarbeitern.

Das ist der Skandal, den die Süddeutsche Zeitung beim besten Willen nicht finden kann.