Für einmal ein persönlicher Einstieg: Gestern nahm ich an einem Anlass mit Juristen, Politikern, Wissenschaftlern in einer deutschen Stadt teil. Insgesamt ein schöner Abend. Aber auch ein merkwürdiger: Noch immer funkte das angebliche «Geheimtreffen» von Potsdam dazwischen. Ein Richter verglich es mit der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 und rief wiederholt dazu auf, den «Rechten» und «Rechtsextremen» von heute entgegenzutreten, damit sich die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht wiederholten.

Nun will ich ihm und den anderen in Deutschland, die Ähnliches sagen, nicht unterstellen, dass sie sich nicht echte Sorgen machen, auch wenn mit dem AfD-Bashing natürlich auch und vor allem Politik gemacht wird.

Der Punkt ist ein anderer: Wer ernsthaft die Verbrechen des Nationalsozialismus, die millionenfache, industriell betriebene Vernichtung des europäischen Judentums, in einem Atemzug mit der AfD nennt, der macht vor allem eines: Er relativiert die Verbrechen, die zwischen 1933 und 1945 begangen worden sind.

Das ist das Gegenteil dessen, was er behauptet: kein waches Erinnern, sondern ein Verniedlichen, Verflachen, ein Eskamotieren der deutschen Verbrechen und der deutschen Schuld.