Ein Herrenzimmer mit heimeligem Kamin, in das der Patriarch direkt aus der Garage gelangt, damit er nicht gezwungen ist, die klitzekleine Küche zu passieren, in der emsig das Abendessen vorbereitet wird. Dazu viele Kinderzimmer, auf Vorrat gebaut, und alle mit Blick auf den Garten.
Downton Abbey? Nein, ein deutsches Einfamilienhaus aus den sechziger Jahren, wie es sich der Architekt Jan Engelke vorstellt.
So absurd muss er es sich wohl vorstellen, denn sonst könnte er nicht seine noch absurdere Behauptung daran festmachen: «Das Einfamilienhaus ist eine sexistische Wohnform.»
Richtig gelesen. Das von allen deutschen Nachkriegsregierungen geförderte Häusle-Bauen «sollte ein heteronormatives, patriarchales Familienideal fördern und die Leute bewegen, mehr Kinder zu kriegen». Das Ganze erinnere – hört, hört – «an die Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten».
Nun sind auch abwegige Meinungen nicht verboten, aber man darf schon fragen, wer Engelkes Ansichten eine Bühne gibt. Es ist wieder mal die einst liberal-bürgerliche Süddeutsche Zeitung.
Sie hatte schon einmal Staub aufgewirbelt mit dem Essay «Oma soll umziehen», in dem verlangt wurde, dass Rentner ihre hocherrschaftlichen 100-Quadratmeter-Wohnungen für Familien räumen. Eine Meinung, der sich selbstverständlich auch Engelke anschliesst.
Ein Tipp für die Kollegen aus München. Was eiert ihr herum? Sagt doch offen, was ihr meint: Wohnraum wird rationiert und zugeteilt. Hat doch prächtig im Sozialismus funktioniert.
Meint übrigens auch Jan Engelke. DDR-Platte, ja, das war gerecht und gar nicht sexistisch.
Aber warum sind dann alle in ihre Datsche geflüchtet?
In Deutschland gibt es für jede kranke Meinung ein Forum, auch für jemand, der sich in der Historie der Bundesrepublik nicht auskennt. Denn der Bauboom nach 1945 erfolgte nach der immense Zerstörung von Wohnraum im Krieg. Wes Geistes Kind dieser Architekt ist, zeigt sich, dass beim ihm dann auch der Vergleich mit dem Nazi-Reich nicht fehlt.
Leider kann man den Artikel in der Süddeutschen nicht kommentieren, deshalb tue ich es hier. - Ich bin als Kind und Jugendlicher in vielen Einfamilienhäusern ein- und ausgegangen. Nirgendwo habe ich ein "Herrenzimmer" mit Kamin gesehen - wenn ein Kamin vorhanden war, dann im Wohnzimmer. An Verbindungstüren zwischen Garage und Flur kann ich mich auch nicht erinnern. Bei uns hatte die "Hausfrau" (meine Mutter war Ärztin und hasste Hausarbeit) das größte und komfortabelste Zimmer. Usw. usw.
An Blödheit nicht zu überbieten. Und dennoch wird mit grosser Wahrscheinlichkeit erneut die Mehrheit der Deutschen sich von dieser Zeitung beeinflussen lassen und erneut die Altparteien wählen, die dann genau solche Leute in höhere Positionen berufen. Wer wird das je verstehen ? Oder besteht doch noch ein Funke Hoffnung, dass sich die Wähler getrauen die AfD zu wählen? Zu hoffen wäre es.