Seit bald einem Vierteljahrhundert schreibt der Journalist Franz Josef Wagner täglich in der Zeitung Bild einen offenen Brief an einen Prominenten. Die Würze liegt in der Kürze: Die «Post von Wagner» ist wenige Hundert Zeichen lang.

Letzte Woche war einer der Empfänger der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. Wie immer lautet die Anrede «Lieber …», und der Abschiedsgruss «Herzlichst».

Wie ein Liebesbrief klingt es aber nicht. Wagner schreibt einleitend: «Sie können sich vorstellen, Kanzler zu werden. Ich frage mich, in welchem Land.»

Der Kolumnist rechnet zunächst vor, wie desaströs Habecks Partei in den letzten Landtagswahlen und bei der EU-Wahl abgeschnitten hat.

Früher sei der heutige Vizekanzler Schriftsteller gewesen, und diese seien Träumer. Da werde auch mal aus einem armen Jungen ein König, und «ein Lahmer kann wieder laufen».

Als Wirtschaftsminister habe Habeck hingegen «schlechte Geschichten geschrieben», beispielsweise das Heizungsgesetz. Dieses habe aus Bürgern «Laborratten» gemacht.

Das Fazit der «Post von Wagner» an die Adresse von Robert Habeck lautet: «Werden Sie wieder Schriftsteller.» Denn: «Träumer sind nette Leute, aber keine Kanzler.»