Papst Franziskus sieht sich mit einer möglichen Gegenrevolution in der katholischen Kirche konfrontiert, nachdem der Vatikan die Segnung homosexueller Paare erlaubt hat. Die katholische Glaubensbehörde veröffentlichte am 18. Dezember eine Erklärung, die es Priestern ermöglicht, gleichgeschlechtlichen und anderen unverheirateten Paaren einen einfachen, nicht liturgischen Segen zu erteilen, der jedoch nicht einer Ehe ähneln darf. Diese Entscheidung löst weltweit Spannungen innerhalb der Kirche aus.

In Kasachstan wurde die Segnung homosexueller Paare verboten, da sie nach Auffassung der Bischöfe in direktem Widerspruch zur göttlichen Offenbarung und der 2000 Jahre alten Lehre der katholischen Kirche steht. Homosexualität wird in Kasachstan zwar nicht strafrechtlich verfolgt, ist aber gesellschaftlich stark abgelehnt. Ähnliche Reaktionen kamen aus der Ukraine, wo Bedenken geäussert wurden, dass die Segnungen ohne einen Aufruf zur Umkehr die homosexuellen Beziehungen billigen könnten.

In Afrika, wo Homosexualität in vielen Ländern strafbar ist, haben die Bischöfe von Sambia beschlossen, vorerst keine Segnungen homosexueller Paare durchzuführen. In Malawi wurden solche Segnungen direkt verboten. Die Entscheidung des Vatikans hat unter den Gläubigen in Afrika «Angst und Verwirrung» ausgelöst.

In Westeuropa dagegen wurde die Erklärung des Vatikans begrüsst. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sprach von einem «wichtigen Fortschritt» und einem «grossen Durchbruch in der Seelsorge». Auch aus Österreich und der Schweiz kamen ähnliche Reaktionen.

In Nordamerika zeigte man sich zurückhaltender, wobei die US-Kirche gespalten reagierte. Der Erzbischof von Chicago begrüsste die Möglichkeit, homosexuelle Paare zu segnen, da dies vielen Menschen helfen würde, «die Nähe und die Barmherzigkeit Gottes zu spüren».