Bei Einbruch der Dunkelheit am alten Hafen, nur gebrauchte Scheine und keine Bullen …!
Seit einiger Zeit muss man auch in Deutschland wieder aufpassen, mit wem man sich sehen lässt. Nachdem ich Bild verlassen hatte und in das Medien-Start-up von Ex-Bild-Chef Julian Reichelt gewechselt war, lud mich ein grosser deutscher Privatsender aus, für den ich noch im Vorjahr in etlichen Sendungen zu Gast gewesen war.
Begründung hinter vorgehaltener Hand: Er hat sich für die falsche Blase entschieden.
In Teilen der FDP gibt es eine Absprache, nicht mit uns zu «kooperieren», als ob ein Interview eine irgendwie dubiose Kollaboration mit einem Medium sei. Eine Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale Bremen wurde zur Kündigung gedrängt, weil sie ein völlig harmloses Interview über Energiepreise mit «Achtung, Reichelt!» geführt hatte, und immer mehr Politiker bedingen sich bei Talkshow-Einladungen aus, wer nicht dabei sein oder in früheren Sendungen dabei gewesen sein dürfe, damit sie kämen.
Kontaktschuld 3.0. Man spielt nicht mit den Schmuddelkindern und bleibt im etablierten Medienbetrieb lieber unter sich.
Ein besonders schräges Beispiel lieferte jetzt ausgerechnet «News aktuell», der Originaltextservice der renommierten Nachrichtenagentur DPA, der die kostenpflichtige Veröffentlichung einer Umfrage des Schweizer Web-Radios Kontrafunk ablehnte. «Wir lehnen eine Zusammenarbeit mit ihnen ab.» Begründung: keine.
Die Umfrage selbst ist solides Demoskopen-Handwerk des Erfurter Meinungsforschungsinstituts Insa und kann unmöglich Grund zur Beanstandung sein. Der Inhalt ist eher für die Kirchen in Deutschland und Österreich ein Schock: Nur noch jeder Fünfte bejaht das Kirchensteuersystem. Jeder Dritte will austreten. Gründe für den Negativ-Trend: Die Politisierung der Kirchen und deren Haltung in der Corona-Zeit. Auch die Solidarisierung mit den sogenannten Klima-Aktivisten stösst auf heftige Ablehnung.
Im jüngsten Spiegel wird allerdings auch Insa raunend unter Verdacht gestellt, weil das Institut auch Aufträge von der AfD unterhalte, seien seine Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. Nach dieser Logik müssten Demoskopen, die Aufträge von der Bundesregierung erhalten, unter Staatstreueverdacht stehen.
Der Kulturkampf hat längst auch vermeintlich unpolitische Bereiche der Gesellschaft ergriffen. So führen inzwischen selbst Finanzdienstleister Klauseln gegen «Hass und Hetze» in ihrem Reglement und behalten sich vor, bei «falschen» Meinungen die Dienstleistung einzustellen.
Und Informationen gibt’s dann bald vermutlich beim News-Dealer nach Anbruch der Dunkelheit am alten Hafen …
Ralf Schuler ist Politikchef der Vius SE und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.
Ralf Schuler ist Politikchef der Vius SE und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.
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Der neue Zensurhammer „Hass und Hetze“ wird natürlich nur gegen alles was sich rechts der Mitten befindet angewendet. Linker Hass und Hetze gibt es nicht! Dabei wird täglich gegen die AfD mit Hass gehetzt! Leute lasst euch die Zerstörung unserer demokratischen Gesellschaft nicht mehr länger gefallen!
Europa fällt den Idioten zum Opfer! Nur die dürfen noch sprechen.
So drängt man Leute in den Untergrund. Dümmer geht es nicht.