In aussergewöhnlich scharfen Tönen hat ein ehemaliger deutscher Spitzenmanager mit der Wirtschaftspolitik der Ampelkoalition abgerechnet. Die Regierung bestehe aus Politikern, «die im Prinzip über keine wirkliche Berufserfahrung verfügen», erklärte der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking in einem Gespräch mit der Bild am Sonntag. «Wir werden gesteuert von Laien, die nichts gelernt haben und in ihrem Leben auch nichts zustande gebracht haben, ausser in der Politik ein grosses Wort zu schwingen», fügte er hinzu.

Die Konsequenzen seien katastrophal: «Die Politik hat Vorgaben gemacht, die unzulässig waren. Man kann sich zwar alles wünschen, aber es muss auch umsetzbar sein. Ich glaube, dass man der gesamten europäischen Autoindustrie zu viel aufgebürdet hat. Man hat sie bedroht mit hohen Strafen: Fünfzehn Milliarden Euro Strafen sollen nächstes Jahr fällig werden, wenn CO2-Vorgaben von der Automobilindustrie nicht erfüllt werden. Man stranguliert den wichtigsten Wirtschaftsfaktor, den Europa hat», so der 72-Jährige, der einst der bestbezahlte Manager der Welt war.

Man schiesse sich in wirtschaftlicher Hinsicht ins eigene Knie: «Man hat Gesetze erlassen, die heute bei vielen Unternehmen zu Konsequenzen führen: Es wird Entlassungen geben, es wird zum Schaden der Menschen sein. Wir verlieren den wichtigsten Wirtschaftsfaktor, den wir haben, und damit auch einen Grossteil unseres Wohlstandes.» Viele Zulieferbetriebe, Stahlwerke kämpften um die Existenz, so Wiedeking. «Bei uns ist alles so teuer, und es ist unübersehbar, wo das enden soll. Wir haben Deutschland wirklich angezündet, und zwar an allen Ecken gleichzeitig. Und das halten die Menschen nicht aus. Ich kann nur hoffen, dass die nächste Regierung keine Ampel mehr ist.»

Das Hauptproblem sieht Wiedeking in der Politik, die sich «mehr um hemmende Regularien» kümmere, «statt für Schwung und Optimismus» zu sorgen. «Wir haben heute eine überzogene Politik, die getrieben wird durch grüne Ideologie, die mit Realitätsnähe nichts mehr zu tun hat. Und das ist unser Problem: Die Menschen in diesem Land sind verunsichert, sie haben Zukunftsängste. Und wenn die Politik nicht dramatisch umlenkt, mehr Politik für die Menschen und nicht gegen die Menschen macht und sie auch mitnimmt bei ihrem Weg in eine andere Welt, dann haben wir irgendwann ein grosses Thema.»