Um seine Abhängigkeit von China zu reduzieren, braucht Deutschland neue Partner. Robert Habeck, deutscher Wirtschaftsminister, reist daher für Gespräche nach Indien, die grösste Demokratie der Welt.

Die Beziehung zwischen der Bundesrepublik und Indien hat an Bedeutung gewonnen – die deutsche Charme-Offensive auf dem Subkontinent ist in vollem Gange. Habeck ist der erste Wirtschaftsminister seit über zehn Jahren, der Indien besucht.

Die Welt hat sich verändert: Russland ist als Energielieferant für Deutschland weniger wichtig, die Abhängigkeit von China will man reduzieren. Indien soll dabei eine Schlüsselrolle spielen, denn dessen Wirtschaft wächst stärker als die chinesische. Laut Banken-Riese Goldman Sachs wird Indien spätestens 2075 die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft sein – nach China, aber vor den USA.

Bei Habecks Besuch geht es mitunter um Energie- und Klimapolitik. Indien will «grünen» Wasserstoff produzieren und exportieren. Deutschland will seine energieintensive Industrie klimaneutral gestalten und wird gegebenenfalls viel grünen Wasserstoff importieren müssen.

Indien ist ein schwieriger Partner und wird von anderen Ländern wie den USA, Kanada, aber auch Russland umworben. Es positioniert sich zwischen den Blöcken und beteiligt sich beispielsweise nicht an Sanktionen gegen Russland.

Die EU und Deutschland setzen auf einen pragmatischen Ansatz, gegenseitigen Nutzen zu ziehen. Doch auch Premierminister Narendra Modi ist sich seiner Position bewusst und versucht diese für seine politischen und ökonomischen Interessen zu nutzen.

Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien laufen indes seit letztem Jahr und werden vermutlich ein zentraler Bestandteil der Gespräche zwischen Modi und Habeck sein. Deutschland ist Indiens wichtigster Handelspartner in Europa; das Handelsvolumen steigt kontinuierlich.

China bleibt derzeit jedoch Deutschlands grösster Wirtschaftspartner mit einem jährlichen Handelsvolumen, das um das Zehnfache grösser ist als jenes mit Indien.