Im Kampf gegen die Inflation erhöht die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins um 0,5 Prozent auf 1 Prozent. Nationalbankpräsident Thomas Jordan sagte am Donnerstag, die Teuerung sei zwar jüngst etwas zurückgekommen auf 3 Prozent, sei aber noch zu hoch. Zudem steige der Inflationsdruck, wenn hohe Preissteigerungen aus dem Ausland auf die Schweiz einwirkten.
Die Nationalbank sieht die Schweizer Inflationsraten bei 2,9 Prozent für 2022, bei 2,4 Prozent für 2023 und bei 1,8 Prozent für 2024. Aber eben, die Schweiz ist keine Insel.
Die Nationalbank kann mit einer Erhöhung des Franken-Kurses zwar einen Teil der importierten Inflation auffangen, jüngst durch Devisenverkäufe, aber in der Euro-Zone und in Deutschland liegt die Inflation bei 10 Prozent. Und in den USA bei gut 7 Prozent. Und die US-Notenbank Fed kämpft schon viel länger und härter.
Einen Tag vor der Nationalbank hat das Fed den Leitzins ein weiteres Mal erhöht, um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Dieser jüngste Schritt fiel wie weitherum erwartet geringer aus als die vier Stufen vorher, die je 0,75 Prozentpunkte ausgemacht hatten.
Dass Fed-Chef Jerome Powell den Druck etwas verringert hat, wird dadurch erklärt, dass die Inflation von 9,1 Prozent im Juni auf 7,7 im Oktober und nun 7,1 Prozent im November gesunken ist.
An den Märkten hatten die Investoren deshalb gehofft, dass Powell nun eine Art Entwarnung geben und ein baldiges Auslaufen der Zinsschritte andeuten möge.
Aber nein, Powell gab zu verstehen, dass der Job der Inflationsbekämpfung bei weitem noch nicht erledigt sei. Das drückte auf die Stimmung an der Börse, wo man gerne eine Jahresend-Rallye hätte.
Powell ist für die ganze Welt eine Schlüsselfigur, und die Frage, wie er tickt, wird brisant. Nimmt er, wie er mal antönte, den früheren Fed-Chef Paul Volcker zum Vorbild, der nach 1979 die Inflation mit Gewalts-Zinserhöhungen von weit über 10 Prozent eisern bekämpft hatte? Das wäre für Zinsen, Weltkonjunktur, Wechselkurse und auch Politik einschneidend.
Oder wird Powell dann doch eher operieren wie Volckers Vorvorgänger Arthur Burns? Dieser bekämpfte 1970 bis 1978 zwar wiederholt Inflationsschübe, lockerte die Geldpolitik wegen der Konjunktur aber auch immer wieder und war am Schluss erfolglos. Powell scheint im Moment kein Burns-Schicksal zu wollen.
Genau so macht man es. Die Inflationserwartungen im Vorfeld bekämpfen. Das ist die Lehre aus den 1970er Jahren. Bleibt eine Notenbank dabei, so nennt man das Glaubwürdigkeit.