Das Buch eines hochdekorierten italienischen Generals, der gegen woke Ideologie zu Felde zieht, ist in Italien ein Bestseller. Der Autor, Generalmajor Roberto Vannacci, hat zwar seinen Job verloren, aber das ganze Land kennt seinen Namen. Viele sehen in ihm die Stimme der schweigenden Mehrheit. In einer Amazon-Leserrezension hiess es: «Tolles politisch inkorrektes Pamphlet, das der Mehrheit der vernünftigen Italiener eine Stimme gibt.»

 

Niemand verteidigt ihn

Doch Vannaci lässt es nicht bei der Kritik an woken Ideologen bleiben. So behauptet er, dass Homosexuelle nicht normal seien und Schwarze keine richtigen Italiener sein könnten. Mit seinem Buch, das unter dem Titel «Il mondo al contrario» (verkehrte Welt) im Selbstverlag erschien, hat Vannacci einen Sturm der Empörung in der Kulturszene, und darüber hinaus, ausgelöst. Er wurde von seinem Posten als Chef des Istituto Geografico Militare in Florenz abberufen, das Landkarten herstellt. Zwar bezieht er weiterhin sein Gehalt, muss aber mit einem Disziplinarverfahren rechnen. Zuvor hatte er als Kommandant eines Fallschirmjägerregiments gedient und Spezialoperationen unter anderem in Bosnien, im Irak und in Afghanistan befehligt.

Die Affäre bringt die rechte Koalitionsregierung Giorgia Meloni in Bedrängnis, weil kaum jemand es wagt, Vannacci in Schutz zu nehmen. Verteidigungsminister Guido Crosetto erklärte beispielsweise, das Buch diskreditiere die Armee.

Vannacci bestreitet, Rassist zu sein, er habe «Seite an Seite» mit Männern aller Hautfarben gekämpft.

Zum Thema Homosexualität schreibt Vannacci: «Liebe Schwule, ihr seid nicht normal. Begreift das endlich! Das sagt nicht nur die Natur, die allen ‹normalen› gesunden Lebewesen die Möglichkeit zur Fortpflanzung gibt, auch die Gesellschaft sagt: Ihr seid eine winzig kleine Minderheit.» Später erläuterte Vannacci in einem Interview mit der linken Tageszeitung La Repubblica: «Auch ich bin nicht normal. Bei den Spezialeinheiten habe ich Dinge getan, die normale Menschen nicht tun. [. . .] Tatsächlich sage ich, dass Normalität weder besser noch schlechter ist, aber wenn wir über Sitten sprechen, dann sind manche normal und manche nicht. Zu behaupten, eine Minderheit sei normal, ist ein Widerspruch.» Nicht Homosexualität sei «falsch», so Vannacci, sondern die überzogene Präsentation, organisiert von der internationalen «LGBT-Lobby».

Vannacci ist auch gegen das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare und gegen Leihmutterschaft. Er tritt für die traditionelle Familie ein. Er beklagt die niedrigen Geburtenraten in Europa, vor allem in Italien. Den Linken wirft er vor, sie hätten Frauen eingeredet, dass Kinderkriegen einen Verzicht auf Freiheit bedeute. Gleichzeitig habe man denen, die keine Kinder bekommen könnten, etwa gleichgeschlechtlichen Paaren, alle Möglichkeiten dazu eröffnet. Natürlich ist Vannacci gegen unkontrollierte Masseneinwanderung, aber auch gegen Netto-null-Massnahmen im Kampf gegen den Klimawandel, weil sich nur reiche Länder das leisten könnten, entsprechende Schritte daher sinnlos seien.

Es sind Aussagen wie jene über die italienische Volleyballspielerin Paola Egonu (deren Eltern Nigerianer sind), die Vannacci in die Schlagzeilen bringen. In einem Interview mit der rechten Tageszeitung Il Giornale erklärte er, dass Egonu technisch gesehen eine Italienerin sein möge, ihm aber etwas anderes wichtig sei: «Ihre körperlichen Merkmale entsprechen nicht der Italianità, wie sie über 4000 Jahre seit den etruskischen Fresken dargestellt werden.» Er bestreitet, ein Rassist zu sein, denn er habe «Seite an Seite, Hand in Hand» mit Männern aller Hautfarben gekämpft.

 

Wie wird die Geschichte sich entscheiden?

Leitmotiv seines Buchs ist die Diktatur von Minderheiten über die Mehrheit. Diese Minderheiten, sagt er, hätten den gesunden Menschenverstand in sein Gegenteil verkehrt. «Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, denken so wie ich, aber es in einem Buch zu schreiben oder im Fernsehen auszusprechen, ist ein Tabu. Unsere schöne westliche Kultur gründet auf der Meinungsfreiheit. Hoffen wir, dass wir nicht wieder eine Zeit erleben, in der Andersdenkende auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden», erklärte er gegenüber Il Giornale.

Vannaccis Gegner in den Leitzentralen der italienischen Kultur bezeichnen die Aussagen in seinem Buch weiterhin als «unzulässig» – mit anderen Worten als verboten. Wie wird die Geschichte sich entscheiden?

 

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork