Deutschland heisst auf Chinesisch «Deguo». Wörtlich: «Land der Moral». Nach den beispiellosen Verbrechen der Nationalsozialisten gilt Moral als Schlagwort des Jahrhunderts. Wer als Politiker punkten will, tut gut daran, den Moralapostel zu mimen. Sobald Kritik laut wird, sucht man nach einem Schuldigen.
Der Fall einer Schweizer Ex-Politikerin hat über die Grenzen hinaus Wellen geschlagen. Neuerdings hat ein Gericht entschieden, dass der Ringier-Verlag Jolanda Spiess-Hegglin über eine halbe Million Schweizer Franken schuldet, weil man sie durch obszöne Berichterstattung in ihrer Persönlichkeit verletzt hat.
In China wäre das undenkbar. Zum einen, weil sich die Frau ...
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Wer heute über andere schlecht redet, der redet morgen auch über dich schlecht. Jedes Wort, das man an diese Personen vergibt, wird umgedreht und gegen dich verwendet. Schweigend isoliert man diese Schwätzer.
Für exakt 584'138 Schweizer Franken würden wohl noch viele Leute jede Scham erfolgreich überwinden. Was mich an Spiess-Hegglin besonders stört, ist nicht ihre Schamlosigkeit, sondern die Vehemenz, mit der Sie sich öffentlich von der Mittäterin zum armen, unschuldigen Opfer hochstilisiert hat. Weil sie ihr eigenes Tun vor sich selbst und der Welt nicht wahrhaben wollte. Das ist schlimmer als jede Schamlosigkeit.
Korruption ist die chinesische Variante von moralischem Zerfall. Wer chinesische Betriebe von Innen kennt, ist an die Hackordnung in einem Hühnerstall erinnert. Ich finde der Beitrag ist sehr einseitig und wird der Realität nicht gerecht. War die Autorin schon in China?