Bitcoin, die erste und bekannteste unter den Kryptowährungen, hat die Diskussion über den Wert von Geld und über die Zukunft unseres Finanzsystems neu lanciert. Doch wie so oft bei revolutionären Entwicklungen gibt es auch hier Hürden und Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

Seit Jahrzehnten basiert unser Geldsystem auf staatlicher Kontrolle. Zentralbanken legen planwirtschaftlich die Zinsen fest und diktieren dadurch indirekt die Geldmenge. Dieser Geldsozialismus birgt erhebliche Risiken. Immer mehr Unternehmen verschulden sich aufgrund von künstlich verbilligten Krediten, die ihnen durch niedrige Zinsen zur Verfügung stehen. Diese Unternehmen, oft als «Zombie-Unternehmen» bezeichnet, überleben nur dank dem billigen Geld, weil ihre Produktivität nicht ausreicht, um im freien Markt zu bestehen.

Der Ökonom Michael von Prollius wies bereits 2019 darauf hin, dass rund 12 Prozent aller Unternehmen in Europa als «Zombie-Unternehmen» eingestuft werden könnten – eine Zahl, die sich seit der Corona-Krise wohl noch deutlich erhöht hat. Diese Firmen binden wertvolle Ressourcen, die an anderer Stelle besser eingesetzt wären, was letztlich den Wohlstand aller schmälert.

Die Staaten selbst sind ebenfalls hochverschuldet. Um die Kosten der Schuldenbedienung zu reduzieren und einen drohenden Staatsbankrott abzuwenden, drücken die Zentralbanken die Zinsen immer weiter nach unten. Das führt aber dazu, dass die Ersparnisse der Bürger an Wert verlieren und Anleger in riskantere Investitionen gedrängt werden, bei denen die Renditen höher als die Inflation ausfallen. Diese Situation erzeugt eine schuldenfinanzierte Wohlstandsillusion. Es wurde ein fragiles Kartenhaus gebaut, das beim nächsten Windstoss einzustürzen droht – mit der Folge einer gigantischen Finanz- und Wirtschaftskrise.

Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung von Bitcoin und der dahinterstehenden Blockchain-Technologie deutlich. Als dezentrales, digitales Zahlungsmittel wurde Bitcoin 2008 von einer anonymen Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto vorgestellt. Zum ersten Mal war es möglich, Werte digital und ohne die Notwendigkeit einer zwischen Sender und Empfänger eingesetzten Kontrollinstanz in Form einer Bank zu übertragen.

 

Hoffnungsschimmer Kaspa

Bitcoin bietet einen bemerkenswerten Vorteil: Er ist resistent gegenüber staatlicher Einflussnahme. Es gibt keine zentrale Autorität, keine Geschäftsstelle oder keinen CEO, der bedroht und eingeschüchtert werden könnte, um das Projekt zu Fall zu bringen. Die Integrität der Transaktionen wird durch ein Netzwerk von dezentralen Rechnern gesichert, die die Blockchain verwalten – eine Kette von Datenblöcken, die in einem kryptografischen Verfahren aneinandergereiht werden.

Doch Bitcoin hat auch seine Tücken. Die Begrenzung der Blockgrösse auf rund ein Megabyte führte zu hohen Transaktionsgebühren und langen Wartezeiten, was den Gebrauch als alltägliches Zahlungsmittel erschwert. Diese Problematik ist als «Blockchain-Trilemma» bekannt: Es war bislang unmöglich, eine Blockchain zu schaffen, die gleichzeitig sicher, dezentral und skalierbar ist. Einige Projekte, wie das Lightning Network, versuchten dieses Problem zu lösen, indem sie eine zusätzliche Ebene über die Bitcoin-Blockchain legten. Doch auch hier gibt es Kompromisse, insbesondere bei der Sicherheit und der Benutzerfreundlichkeit. Ausserdem könnte die gesamte heutige Weltbevölkerung erst in über fünfzig Jahren an Bord geholt werden, was sehr viel Geduld erfordert. Auch aus diesem Grund wenden sich immer mehr Akteure wie Tesla, Reddit oder Expedia wieder von Bitcoin ab, weil er das Versprechen eines schnellen und günstigen Zahlungsmittels nicht halten konnte.

Es war bislang unmöglich, eine Blockchain zu schaffen, die sicher, dezentral und skalierbar ist.

Aber es gibt Hoffnung. Ein 2021 lanciertes Projekt namens Kaspa hat das Blockchain-Trilemma endlich gelöst. Entwickelt wurde es von einem Team um den Programmierer Yonatan Sompolinsky, der von einigen als Satoshi Nakamoto gehandelt wird. Kaspa nutzt eine Technologie, die auf den Bitcoin-Prinzipien aufbaut und sie weiterentwickelt. Die sogenannte Block-DAG (Directed Acyclic Graph) ermöglicht es, mehrere Blöcke gleichzeitig zu schürfen, ohne dabei die Sicherheit oder Dezentralität zu gefährden.

Kaspa kombiniert die Vorteile von Bitcoin (u. a. das sichere «Proof of Work»-Verfahren) mit einer hohen Skalierbarkeit und bietet damit das Potenzial, ein wahrhaft digitales Zahlungsmittel zu werden, das in der Lage ist, Tausende von Transaktionen pro Sekunde zu verarbeiten – und das sicher und dezentral.

Während man sich Bitcoin als eine verstopfte Dorfstrasse vorstellen kann, wo sich alle Autos (Transaktionen) auf einer Strasse (Blockchain) durchdrängen müssen, ist Kaspa ein siebenspuriger Highway, bei dem Transaktionen gleichzeitig in Höchstgeschwindigkeit verarbeitet werden können. Angestrebt sind nicht ein Block pro zehn Minuten wie bei Bitcoin, sondern unfassbare hundert Blöcke pro Sekunde.

Die frohe Botschaft über die Existenz und Weiterentwicklung des Open-Source-Projekts Kaspa ist bisher vor allem via Mundpropaganda verbreitet worden. Denn hinter dem Projekt steht keine grosse Firma mit riesigem Marketingbudget, sondern eine wachsende Community. Immer mehr Bitcoin-Anhänger erkennen das Potenzial dieser neuen Technologie und setzen aufs schnellere Pferd.

 

Die Bedeutung für unsere Zukunft

Kaspa erfüllt die ursprüngliche Vision von Satoshi Nakamoto, ein «elektronisches Peer-to-Peer-Cash-System» zu schaffen, das dezentral, sicher und schnell ist. In einer Welt, in der das Vertrauen in staatliche Institutionen und Banken schwindet und die Gefahr von Finanzkrisen steigt, bietet Kaspa eine echte Alternative zu den bestehenden Fiat-Währungen.

Für Händler und Konsumenten bietet Kaspa die Möglichkeit, sich von den hohen Gebühren der Kreditkarten- und Twint-Anbieter zu befreien. Auch für die Bürger eröffnet Kaspa neue Wege, Geld sicher und kostengünstig zu deponieren und bei Bedarf günstig in die ganze Welt zu überweisen. Und dies, ohne auf Banken oder andere Mittelsmänner angewiesen zu sein und ohne das Risiko, dass skrupellose Behörden einem das Konto einfrieren und das Vermögen konfiszieren, weil man zum Beispiel die «falsche» politische Meinung hat.

Es liegt an uns allen, diese Entwicklungen zu unterstützen und voranzutreiben. Je mehr Menschen von Kaspa erfahren, desto schneller kann sich diese Technologie verbreiten und ihre Vorteile entfalten. Es beginnt mit dem Verständnis und der Auseinandersetzung mit dem Thema. Die offizielle Website Kaspa.org bietet hierzu eine Fülle von wertvollen Informationen.

Sobald wir die Bedeutung und das Potenzial von Kaspa erfasst haben, ist es wichtig, diese Erkenntnisse zu teilen – ob durch Gespräche mit Freunden und Kollegen, durch Beiträge in sozialen Medien oder durch die direkte Ansprache von Händlern und Unternehmern. Dank den durch geringe Transaktionsgebühren ermöglichten «Micropayments» könnte Kaspa zum Beispiel auch als Medium für DeFi-, KI-, Energie- und «Internet of Things»-Anwendungen dienen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Lassen Sie uns eine bessere Welt mit besserem Geld aufbauen. Machen Sie mit?

 

Olivier Kessler ist Direktor des Liberalen Instituts.