Der Besuch von Donald Trump Jr. in Grönland am 7. Januar verdeutlicht den Willen seines Vaters, seinen Einfluss in die Arktis auszudehnen, wenn auch die Drohungen, in Grönland einzumarschieren oder Kanada zu annektieren, nur taktischer Natur sind.

 

Warum ist das wichtig?

– Hinter den masslosen Äusserungen des gewählten Präsidenten stehen echte strategische Interessen, die mit der Kontrolle der Handelswege und der in Grönland reichlich vorhandenen Vorkommen seltener Mineralien zusammenhängen.

– China versucht, seine Investitionen in Grönland zu erhöhen, während Russland in den Aufbau einer arktischen Flotte investiert. Peking sucht auch nach alternativen Wegen, um seine Waren nach Europa und Amerika zu transportieren, da es an seiner Westküste von einer Reihe von US-Stützpunkten eingeschlossen ist. Der kürzeste Weg führt durch die Arktis, die von den Amerikanern nicht kontrolliert wird.

– Grönland ist ein Teil Dänemarks. Die regierende Partei in Grönland strebt jedoch die Unabhängigkeit an, was die Position Kopenhagens schwächt.

 

Gut zu wissen

– In Grönland leben 56 000 Inuit auf einem bewohnbaren (nicht von Eis bedeckten) Gebiet, das zehnmal so gross wie die Schweiz ist. Das Land soll 38 als kritisch eingestufte Mineralien in abbaubaren Mengen enthalten sowie grosse Vorkommen an seltenen Erden, die für die Herstellung von Elektrofahrzeugen und Windkraftanlagen unerlässlich sind.

– Die Etablierung einer arktischen Seeroute, die während eines Grossteils des Jahres genutzt werden kann, würde die derzeitigen Routen über den Suezkanal um zirka 5400 km verkürzen. Je nach den Bedingungen des Packeises würde die Zeitersparnis sieben bis sechzehn Tage betragen.

– Russland verfügt bereits über 41 Eisbrecher, während die USA seit dem Zweiten Weltkrieg nur einen einzigen gebaut haben.

– Der Wunsch der USA, Grönland zu kaufen, ist nicht neu. Es gab bereits 1867 und 1946 gescheiterte Versuche. Kopenhagen stimmte damals zu, dass Washington einen strategisch wichtigen Luftwaffenstützpunkt in Thule (heute Qaanaaq) errichten dürfe.

 

Was folgt

– Wird die grönländische Führung ein Referendum über die Unabhängigkeit abhalten? Und wie würden Kopenhagen, Peking und Washington auf ein Ja reagieren?

– Wird Donald Trump seine Drohungen, Dänemark wirtschaftlich unter Druck zu setzen, wahrmachen, indem er beispielsweise pharmazeutische Produkte, die Dänemark in grossen Mengen in die USA exportiert, besteuert?

– Was ist mit Panama? Die Beharrlichkeit des gewählten Präsidenten in Bezug auf diese beiden Regionen zeigt, dass die USA die Kontrolle über die Seehandelswege behalten wollen.

 

PS

Die letzte Staffel der dänischen Netflix-Serie «Borgen» (2022), spielt in Grönland und schildert seine strategischen Herausforderungen.