Zum Ende des vergangenen Jahres hat der Verband Swiss Moto erstmals eine Frauenkommission gegründet, die Anfang 2025 ihre Arbeit aufgenommen hat. Es sei ein «bedeutender Schritt in Richtung Gleichstellung und Diversität im Motorradsport», teilt der traditionsreiche Verband mit 110 Jahren Geschichte mit. Swiss Moto hat die nationale Hoheit über alle Aktivitäten im Bereich des Motorradsports und engagiert sich auch in nichtsportlichen Bereichen wie Motorradtourismus oder Verkehrssicherheit. Die neue Kommission, bestehend aus erfahrenen Mitgliedern der Motorradszene, hat die Aufgabe, die Teilhabe von Frauen im Motorradsport zu stärken und deren Interessen zu vertreten. Geleitet wird die Frauenkommission von Marisha Bermudez. Die 41-Jährige hat zwei Kinder im Alter von drei und zwölf Jahren und ist seit 2008 leidenschaftliche Töfffahrerin: «Es hat zwar etwas gedauert, bis ich endlich die Prüfung gemacht hatte, weil meine erste Schwangerschaft dazwischenkam, aber seither wollte ich nie mehr vom Motorrad steigen», sagt Bermudez. Das sei mehr als ein Hobby, vielmehr eine Passion.

 

Täglich 160 Kilometer Arbeitsweg

Dabei sei es für Frauen oft nicht leicht, den Einstieg zu finden. «Ich treffe immer wieder Frauen, denen der Anfang auf dem Töff schwerfällt – weil sie unsicher sind, weil sie viele Fragen haben und etwas Ermutigung brauchen. Wenn sie mit dieser Einstellung zu einem Händler gehen, ist der Empfang nicht immer besonders offen und freundlich», erzählt Marisha Bermudez. Demnächst werde sie eine Kollegin deshalb für etwas Starthilfe zum Händler begleiten.

«Die Freiheit auf dem Töff und das intensive Erleben der Natur sind eine sehr emotionale Erfahrung.»

Marisha Bermudez selbst fährt fast jeden Tag mit dem Töff zur Arbeit – achtzig Kilometer ein Weg – und fast bei jedem Wetter: «Das kann ich mir nicht aussuchen, manchmal scheint auf einem Teil der Strecke die Sonne, und dann fängt es plötzlich zu regnen an», sagt sie gutgelaunt. Rennstrecken gehören ebenfalls zum abenteuerlichen Freizeitprogramm der Swiss-Moto-Frau, auch wenn es mit zwei Kindern nicht immer einfach sei, Track-Ausflüge zu organisieren. «Aber erst auf der Rennstrecke lernt man seine eigenen Grenzen und die seines Motorrads kennen», ist sie überzeugt. Auch Touren nach Spanien oder Italien, gemeinsam mit ihrem Mann, und auch mal 4000 bis 5000 Kilometer im Jahr sind Teil von Marisha Bermudez’ Motorradaktivitäten. «Mittlerweile kommt auch unsere zwölfjährige Tochter manchmal auf dem Rücksitz mit. Die Freiheit auf dem Töff, das intensive Erleben der Natur, die Gerüche sind eine sehr emotionale Erfahrung», sagt Bermudez. «Es ist wie eine frische Brise voller Energie, die ich dabei erlebe.»

 

Sichtbarkeit erhöhen

Zusammen mit ihren Kolleginnen aus Disziplinen wie Touring, Road Racing, Motocross und Snowcross will Marisha Bermudez als Verantwortliche Frauen auf Motorrädern zusammenbringen. Zu den Hauptzielen der Kommission gehören die Förderung der aktiven Teilnahme durch Trainingskurse und Workshops, die Organisation von Netzwerktreffen, Mentoring-Programme und Sichtbarkeitskampagnen. Ergänzt wird mit diesen Aktivitäten die «Swiss Moto Women Motocross»-Serie, die 2025 zur offiziellen Schweizer Meisterschaft aufgewertet wird.

Diese Anstrengungen werden bei Swiss Moto als wichtiger Schritt angesehen, um die Integration von Frauen im Motorradsport zu stärken und die Sichtbarkeit der Sportart zu erhöhen. Zudem bringt die Frauenkommission den Verband in Einklang mit internationalen Standards und stärkt die Zusammenarbeit mit Organisationen wie der FIM und Swiss Olympic.

Dabei kann der Verband auf eine Präsidentin der Kommission zählen, die mit Überzeugung, Energie und Enthusiasmus an die Sache herangeht. «Mein wichtigster Grundsatz ist: ‹Im Leben ist alles möglich›», sagt Marisha Bermudez. Wenn ihr jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, dass sie Präsidentin einer Frauenkommission bei Swiss Moto werden würde, «hätte ich das nicht für möglich gehalten». Aber jetzt wolle sie etwas bewirken. «Ich will Frauen ermutigen – egal, ob das Sportlerinnen sind, die an Rennen teilnehmen, oder andere, die erst mit dem Töfffahren beginnen wollen», so Marisha Bermudez.