Es gibt, grob gesagt, zwei Ästhetik-Fraktionen, wenn es um elektrisch angetriebene Fahrzeuge geht: Die konservative Schule, zu der erstaunlicherweise etwa Tesla gehört, bevorzugt Autos mit eher konventionellem Auftritt. Die progressive Schule, zu der etwa der BMW iX gehört, ist der Meinung, dass ein fortschrittliches Mobilitätskonzept auch entsprechend gestaltet sein sollte.

Persönlich bevorzuge ich die Fortschrittsästhetik, wie sie bei meinem jüngsten Testwagen auf beispielhafte Weise zu sehen ist. Der Kia EV6, das Auto des Jahres 2022, sieht mit seiner geschwungenen Form, der aerodynamisch gewählten Linienführung und Details wie einem kontrastierenden Rand am Heck, einem luftwiderstandsoptimierten Dachspoiler und anderen Design-Eingriffen wirklich gut aus.

Das Platzangebot im Modell, das irgendwo zwischen Kombi und SUV eingeordnet werden kann, ist hervorragend. Sobald ich mein Rennrad ohne weitere Massnahmen in den Laderaum mit abgeklappter Rückbank legen kann, ist die Frage nach dem Raumangebot abschliessend zustimmend beantwortet. Der fehlende Mitteltunnel lässt aber auch den hinteren Passagieren mehr Platz, während vorne grosszügig Ablageflächen zu finden sind.

Einmal in Bewegung, ist der EV6 RWD Edition 24 alles, was man von einem modernen (Elektro-)Auto erwarten kann. Das Crossover-Modell fährt angenehm ruhig, komfortable Langstrecken sind die Paradedisziplin des Kia mit Heckantrieb und der grössten Reichweite in der EV6-Palette. Ein Sportwagen will das gar nicht sein, als moderner Gleiter aber ist das ein sehr angenehmes Fahrzeug.

Mit rund 430 Kilometer realistischer Reichweite und sehr schnellen Ladevorgängen an entsprechenden Stromsäulen ist Elektromobilität mit dem EV6 mühelos praxistauglich, und letztlich ist die Kennzahl von 18 Minuten für die Ladung von 10 auf 80 Prozent der Batterie – ideale Voraussetzungen und mindestens 250 kW Stromleistung vorausgesetzt – für die meisten Kia-Fahrer entscheidender.

Während ich im «Cindy’s» in Deitingen einen ziemlich guten Burger esse, lädt das Auto gleichzeitig an einer 150-kW-Säule in 24 Minuten exakt 24,3 kWh Strom. Das reicht wegen der in meinem Test mit rund 17 kWh sehr vorteilhaften Verbrauchswerte des EV6 für rund 150 Kilometer zusätzlich und ist ein praktischer Beweis dafür, wie leicht der elektrische Mobilitätsalltag in der Schweiz sein kann. Ich empfehle dafür die App «e-Mob» von Agrola, mit der man fast jede Ladestation via Handy in Sekunden freischalten kann und die einen guten Kostenüberblick ermöglicht. Insgesamt habe ich im EV6 77,5 kWh Strom für vierzig Franken gekauft und damit 440 Kilometer zurückgelegt. Das ist, wie eigentlich alles am Kia, ein sehr gutes Verhältnis von Preis und Leistung.

 

Kia EV6 RWD Edition 24

Motor/Antrieb: Elektromotoren, Heckantrieb, 1-Gang-Automat; Leistung: 229 PS / 168 kW; max. Drehmoment: 350 Nm; Hochvoltspeicher: 77,4 kWh; max. Ladeleistung (DC): 240 kW; Beschleunigung (0–100 km/h): 7,3 sec; Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h; Verbrauch (WLTP): 16,5 kWh / 100 km; Reichweite: 528 km; Preis: Fr. 59 650.–