Der Name Artioli reimt sich im automobilen Gedächtnis unseres südlichen Nachbarlandes auf die ungestüme Begeisterung, die das Autofahren dort vor allem in der zweiten Hälfte des 20.​ Jahrhunderts zu entfachen vermochte. Und so gibt es in der Schweiz wohl keine besser geeignete Botschafterin für diese auch heute noch spürbare Freude als Serenella Artioli de Feo. Ihr Vater baute von Bozen im Südtirol aus einen der lange Zeit bedeutendsten Handelskonzerne für Autos auf, bestehend aus Importeuren und Markenvertretungen. Keimzelle des Autoimperiums war die im Jahr 1952 von Giancarlo Artioli gegründete Garage 1000 Miglia. Er eröffnete einige der ersten Opel-Handlungen Italiens. Später wurde er Importeur von Marken wie Suzuki und Subaru und offizieller Ferrari-Händler für Teile Norditaliens und Süddeutschlands.

Man kann also sagen, dass Serenella Artioli de Feos Kinderstube eine Autowerkstatt war. Darauf würde man aber nicht unbedingt kommen, wenn man die elegant gekleidete und kultivierte Dame in Zürich trifft, wo sie seit sieben Jahren lebt. «Seit frühester Kindheit begleitete ich meinen Vater, wenn er seine Händler besuchte», erinnert sich die Tochter. «Ich habe dann entweder im Hof mit dem Fahrrad gespielt oder ich ging zu den Mechanikern.» Schon als kleines Mädchen sei sie sehr neugierig gewesen, wie die Motoren funktionierten. «Selber hatten wir anfangs einen weissen Alfa Romeo Giulia.»

 

Paris–Dakar mit Suzuki

Serenella Artioli de Feo trat in die Fussstapfen ihres Vaters und arbeitete lange Zeit im Unternehmen mit. Einige ihrer interessantesten Erinnerungen beziehen sich dabei nicht auf italienische Hersteller, sondern auf Suzuki. Als Kommunikationsverantwortliche der japanischen Marke in Italien trug sie zur Popularisierung des Geländewagens bei. «Vor dem kleinen Suzuki 4x4 waren Geländewagen etwas fürs Militär und für den Forstdienst.» Erst Suzuki schaffte es, daraus etwas Begehrenswertes zu machen. «Die Italiener sind ja stilistische Trendsetter – und so übertrug sich diese Begeisterung dann auf ganz Europa.» Serenella Artioli de Feo fädelte auch die Teilnahme von Suzuki Italien an der Rallye Paris–Dakar ein. In den 1980er Jahren hatte dieses Rennen einen ähnlichen Ruf wie heute die Formel 1. «Ich war für alles verantwortlich: vom Technikteam bis zur Sponsorensuche.»

Für jemanden, der schöne Autos liebe, sei die Schweiz «eine Art Paradies».Es ist eine Zeit, an die sie mit Freude zurückdenkt. «Damals waren die Automarken in einem positiven Sinn aggressiv und ambitioniert.» Ihre besondere Leidenschaft gilt aber – wie könnte es anders sein – den italienischen Marken. Dank den unternehmerischen Leistungen ihres Vaters lernte sie Persönlichkeiten wie Enzo Ferrari und Ferruccio Lamborghini kennen. «Das waren höchst eindrückliche Persönlichkeiten.»

 

Teil der Kultur und Geschichte Italiens

Das Geheimnis italienischer Autos entschlüsselt die Geschäftsfrau so: «Ein italienisches Auto besteht zu einem gewissen Prozentsatz aus Leidenschaft für Design und zu einem gewissen Prozentsatz aus Leidenschaft für Motoren.» Wie bei allen italienischen Produkten, angefangen bei der Mode, sei das Design extrem wichtig – also keine leeren Phrasen, sondern echte Begeisterung. «Ein typisches italienisches Kind wächst in einer ästhetischen Umgebung auf, und das überträgt sich auf seine Beziehung zu Objekten wie Autos.» Und die Leidenschaft für Motoren, die haben viele Italiener praktisch im Blut: «Es ist die körperliche Erfahrung des Autofahrens, die uns fasziniert, angefangen beim Motorsport.» Aus diesen Gründen konnte sich das Automobil einen Platz in der italienischen Geschichte und Kultur sichern. «Einige der besten italienischen Musiker sind gleichzeitig flammende Autoliebhaber.»

Ihre eigene Begeisterung für Autos hat Serenella Artioli de Feo mit in die Schweiz genommen. Hier freue sie sich an den vielen schönen Autos auf den Strassen. «Es gibt wenige Orte auf der Welt, wo man mehr tolle Autos sieht.» Für jemanden, der schöne Autos liebe, sei die Schweiz «eine Art Paradies». Für die Zukunft wünscht sich Serenella Artioli de Feo, dass es weiterhin Freiraum für die Entfaltung der typisch italienischen Automobilkultur gibt. «Neben den Elektroautos, die ich aus ökologischen Gründen vielfach sehr sinnvoll finde, haben auch Supersportwagen wie Ferrari weiterhin einen Platz in unserer Welt verdient.»