Als bekennender Fan der James-Bond-Filmreihe und als Anhänger individueller automobiler Fortbewegung war der Moment, als der britische MI6-Agent hinter dem Steuer eines BMW Platz nahm, prägend. Wobei, genau genommen, zu den unvergesslichen BMW-Auftritten jene Szene in «Tomorrow Never Dies» (1997) darin bestand, dass Bond – gespielt von Pierce Brosnan – einen BMW 750iL eben nicht via Lenkrad, sondern mittels Handyfernsteuerung vom Rücksitz der Limousine aus in einer wilden Verfolgungsjagd durch ein Parkhaus jagte. Dabei hat der Luxuswagen erst noch Humor, Bond wird in nicht ganz akzentfreiem Englisch gebeten, sich anzuschnallen; und während Männer mit Schnellfeuerwaffen auf das Auto schiessen, sagt die freundliche weibliche Stimme der elektronischen Assistenz: «Reduce speed, pedestrians in roadway!»

Bei den James-Bond-Autos ging es immer auch darum, das Unmögliche leicht machbar erscheinen zu lassen, dazu gehört auch das Fahren via Fernbedienung. Tatsächlich hat BMW vor einigen Jahren als erster Hersteller das ferngesteuerte Parkieren eingeführt. Mit dieser Funktion konnte beispielsweise eine 5er-Limousine über den «Display Key» vorwärts und rückwärts in oder aus engen Parklücken dirigiert werden, während der Fahrer den Vorgang von aussen steuerte. Andere praktische Funktionen wie Abschussvorrichtungen für kleine Raketen unter der Motorhaube oder wiederaufblasbare, sich selbst reparierende Reifen haben sich in Serienmodellen hingegen noch nicht durchgesetzt.

 

Passt perfekt in die Neunziger

Der BMW 750iL mit seinem V12-Motor, 5,4 Litern Hubraum und 326 PS hatte einen spektakulären Auftritt, der in die Filmgeschichte einging – zum Schluss der Szene lässt James Bond den 7er ins Schaufenster der Autovermietung Avis fliegen. Der Beginn der Zusammenarbeit, wenn man so will, zwischen dem britischen Geheimdienst und den bayerischen Fahrzeugen begann im Vorgängerfilm «Golden Eye» (1995) mit weit weniger Action. Für BMW war es trotzdem ein gewinnbringendes Engagement; in der Garage der Q-Branch, der Geheimdienstabteilung für Forschung und Entwicklung, bekommt ein breites Publikum erstmals den neuen BMW Z3 Roadster zu sehen. Bond wird ein zweisitziges Cabrio übergeben, in zartem Blau lackiert, über das Q sagt, es sei mit dem «üblichen Verbesserungen» ausgestattet. Q erinnert James Bond auch daran, dass er zwar eine Lizenz zum Töten habe, nicht aber für das Brechen der Verkehrsregeln.

Es sind die neunziger Jahre, über welche die Schriftstellerin Sibylle Berg in einer Spiegel-Kolumne einmal sehr treffend geschrieben hat: «Die Neunziger waren die Zeit vor der Erfindung des Shoppens. Sie waren das letzte Jahrzehnt des Individuums. Es gab Menschen mit schlechten Zähnen und fettigen Haaren, es gab Dünne und Dicke, und kaum jemand ausser seltsamen Vögeln rannte in ein Fitnessstudio. ADHS war noch nicht erfunden, kein Betteln um Schonung für die individuelle Besonderheit war zu vernehmen. Die Leute waren. Ohne es zu betonen.»

In diese Zeit passt der Z3 perfekt, weil es ein Auto ist, das für die unverfälschte Freude am Fahren entwickelt wurde. Der Kofferraum ist fast lächerlich klein, der praktische Nutzen des Roadsters vernachlässigbar. Es geht, um in der Diktion von Sibylle Berg zu bleiben, um das reine Sein oder, wenn man so will, um die unverfälschte Freude an der (Fort-)Bewegung.

Erstaunlicherweise hat es BMW geschafft, genau diese Qualität über die Zeit zu retten. Das ist umso erstaunlicher, als dass heute jeder Kilometer Weg – ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft – unter Generalverdacht steht. Es könnte ja sein, dass man seinen Verbrennermotor gestartet hat, obwohl man mit Tram und Bus auch zum Ziel gekommen wäre. Statt mit dem Nachtzug mit dem eigenen Auto in eine ferne europäische Stadt zu fahren, gilt ebenso als «rechts», wie wenn man ins Flugzeug steigt. Ausser natürlich, man ist Klimaaktivist oder linker Politiker, dann dient jede wie auch immer zurückgelegte Reise einem höheren Zweck, der nicht in Frage gestellt werden soll.

 

Lust am offenen Autofahren

Aber zurück zur Freude am Fahren. Cabriolets entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist, die Verkaufszahlen gehen zurück. «Laut Bundesamt für Statistik ist die Immatrikulation neuer Cabrios in den letzten 20 Jahren von 13 488 auf 5157 Fahrzeuge gesunken», heisst es in einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung von 2022 über diesen Rückgang von 60 Prozent. Die unbeschwerten neunziger Jahre wurden abgelöst, wir leben jetzt im Zeitalter des Narzissmus. Nun sind individuelle Ängste und Befindlichkeiten zum bestimmenden Thema geworden, mit denen sich alle anderen auch zu beschäftigen haben. Wenn eine schwedische Schülerin panische Angst vor dem Weltuntergang hat, wird daraus eine Bewegung mit politischer Durchschlagskraft.

Dass BMW gerade in dieser Zeit den Nachfolger des James-Bond-Roadsters Z3 in einer Variante auf den Markt bringt, welche die möglichst unverfälschte Lust am offenen Autofahren ausdrückt, kann man als Ausnahme der Regel sehen. Der BMW Z4 M40i Edition Pure Impulse ist im Modelljahr 2024 erstmals auch als Topversion mit einer 6-Gang-Handschaltung erhältlich, alle guten Eigenschaften des früheren Z3 blieben erhalten oder wurden weiterentwickelt. «Die neue Motor-Getriebe-Kombination bildet den Kern eines attraktiven Ausstattungspakets, das die konsequent auf ein intensives Offenfahr-Erlebnis ausgerichtete Charakteristik des Zweisitzers stärker denn je betont», heisst es aus der Presseabteilung des Automobilherstellers.

 

Festival der Mechanik

Für einfache Gemüter wie mich, die sich auch an einem feinen Stück Ingenieurskunst samt sorgfältig abgestimmter Motor-Getriebe-Komposition erfreuen können, ist das eine gute Nachricht. Das alles dient keinem höheren Sinn, sondern bloss einem speziellen Vergnügen. Der Reihensechzylinder-Motor von BMW mit der TwinTurbo-Technologie gehört zu den feinsten Aggregaten auf dem Markt. Im kompakten, verhältnismässig leichten Sportwagen ist das maximale Drehmoment von 500 Newtonmetern, das bereits zwischen 1600 und 4500 Umdrehungen zur Verfügung steht, eine beeindruckende Macht. Die Höchstleistung von 250 kW / 340 PS wird dann im Drehzahlbereich von 5000 bis 6500 Umdrehungen abgerufen.

Im Roadster entstehen so ein Festival der Mechanik, eine Feier der Motorkultur und ein positives Zeichen in einer beschwerten Zeit.

 

BMW Z4 M40i Edition Pure Impulse

Motor/Antrieb: R6 Twin Turbo, manuelles 6-Gang-Getiebe, Heckantrieb; Hubraum: 2998 ccm; Leistung: 250 kW / 340 PS; max. Drehmoment: 500 Nm; Beschleunigung 0–100 km/h: 4,6 sec; Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h; Verbrauch (WLTP): 8,6–8,7 l / 100 km; Preis: ab Fr. 90 790.–