Angeber-Trick 1: Niemals auf die Driving Range
Nach einer starken Runde gibt es beim Aperitif viel Applaus von den Mitspielern. «Toll gespielt heute», sagen sie, «du hast sicher viel trainiert.» Die richtige Antwort auf so ein Lob ist die: «Es ist sicher fünf Jahre her, dass ich das -letzte Mal auf der Driving Range war.»
Der abgeklärte -Golfer trainiert nie. Er ist nie auf der Driving Range. Er geht immer direkt zum ersten Abschlag. Sagt der abgeklärte Golfer.
In Wahrheit ist der abgeklärte Golfer schon auf der Driving Range. Er ist dort im Morgengrauen. Das ist ohne -Risiko, hier gesehen zu werden. Das einzige -Risiko ist, auf einen Golfkollegen zu treffen, der kürzlich beim Aperitif verkündet hat: «Es ist sicher zehn Jahre her, dass ich das letzte Mal auf der Driving Range war.»
Angeber-Trick 2: Mit nur vier Schlägern auf den Platz
Für einen durchschnittlichen Golfspieler genügen vier Schläger, um eine gute Runde zu spielen. Das sind ein 3er-Holz, ein Eisen 5, ein Pitching-Wegde und ein Putter. Mit diesem -Viererset spielt man oft bessere Resultate als mit den vierzehn erlaubten Schlägern im Bag.
Wer auf dem Golfplatz etwas angeben will, der macht sich dies zunutze. Er kauft sich eine -winzig kleine Golftasche, am besten eine antiquarische Tasche, die schon etwas heruntergekommen ist. Er steckt die vier Schläger in die Tasche, hängt sie um und marschiert auf den Platz. Staunende Blicke der industriell voll ausgerüsteten Mitspieler sind die Folge. Wenn man dann erst noch -solide spielt, werden aus den staunenden Blicken bewundernde Blicke.
Angeber-Trick 3: Den Golfplatz zum -modischen Catwalk machen
Es gibt ja keine andere Sportart, wo der Farbenreichtum der möglichen Tenues derart vielfältig ist. Es ist darum -penibel, auf dem Platz in einem braun-beigen Dress aufzutauchen, als ob man zum Pilzesammeln unterwegs wäre.
Vor allem die Frauen können es an schrillem Outfit fast nicht übertreiben. Sehr hübsch sind immer diese pinkfarbenen, durchgestylten Häsinnen, die leuchtend grünen Froschfrauen und diese weiblichen Raubtiere mit den getigerten Jupes und Blusen. Wer noch etwas mehr angeben will, -kombiniert auch die Ohrringe, Handschuhe und Haarbänder Ton in Ton dazu.
Die Männer müssen nicht zurückstehen. Knallgelb-violett-gepunktete Shirts machen Sinn. Auch Hosen im Muster von Perserteppichen gehen immer.
Angeber-Trick 4: Wie früher mit dem Caddie unterwegs
Als Golf um 1900 in die Schweiz kam, fiel es keinem der meist britischen Spieler ein, seine Tasche selber zu befördern. Das machten die -Caddies, junge Einheimische, die erst am Abend auf den Platz durften, aber dennoch oft glänzende Golfer waren. Mit der Demokratisierung von Golf verschwanden sie bei uns.
Mit einem -Caddie spielt man eindeutig besser. Er rät zur richtigen Schlägerwahl und sagt die Puttlinie präzis voraus. Wer einen Caddie bucht, erzielt zusätzlich einen Prestigeerfolg: Er zeigt sich als Golfer mit Stil wie ehemals.
Etwas gehobene Klubs wie Engadine und Crans-Montana haben Caddies, die man -buchen kann. Wenn dann dank dem Caddie die Scorekarte eine Freude wird, dann denken die andern im Flight: «Beim -nächsten Mal nehme ich auch einen.»
Angeber-Trick 5: Die Kunst der -faulen Sprüche
Wenn die Briten auf dem Platz oder im Klubhaus etwas Eindruck schinden -wollen, dann machen sie sich den Spass, klassische Golfausdrücke neu zu interpretieren. Hier ein paar Beispiele zum Imitieren:
Ein Par: wenn ein Golfer am Tag nur vier gute Schläge spielt, die aber zufällig am gleichen Loch gelingen.
Ein Holz: dort, wo der Ball landet.
Das Nachladen: Ausdruck für einen zweiten Spielball. Noch häufiger verwendet, wenn die Bar in Sicht kommt.
Das Handicap: eine Methode, damit zwei unterschiedlich gute Spieler den Platz gleich schlecht spielen können.
Die Ehre: das Privileg, beim Abschlag als -Erster ausgelacht zu werden.
Ein Hole-in-one: ein seltener Schlag, bei dem der Ball -direkt ins Loch rollt, praktiziert von Spielern, die alleine spielen.
Angeber-Trick 6: Mitglied in einer Golf-Society
Ein echter Golfer ist Mitglied in einer -Society. Diese ist eine lockere Vereinigung von -Golfern. Sie heisst etwa «The Hangover Golf Society» oder «The Pink Ladies -Society». Alle ein, zwei Monate wird gemeinsam gespielt, anschliessend Food und Alkohol.
Viele Golfer kennen diese Tradition nicht. Im Klubhaus erzählt man darum beiläufig: «Am meisten Spass macht Golf immer noch in -meiner Mulligan Golf -Society.» Die anderen sind beeindruckt und -fragen irgendwann, ob sie auch Mitglied werden könnten. «Ich bespreche das mal intern», antwortet man kühl.
Höhepunkt der Society ist – vor dem Dessert – jeweils die Preisverteilung durch den Captain. Der Erstplatzierte bekommt einen Golfball, der Zweitplatzierte zwei Bälle und der Drittplatzierte drei Bälle.
Angeber-Trick 7: Punkten mit -historischem Wissen
Eindruck im Klubhaus macht immer, wenn Golfer historisch beschlagen sind. Wer etwas angeben will, erzählt darum, wie es zum -Handicap kam.
Das Handicap ist eine neue Erfindung. Es wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Grund dafür war die Wettsucht der Briten. Es machte keinen Sinn, um eine Flasche Whisky zu spielen, wenn immer der bessere Spieler den Whisky gewann.
Die Spieler wurden darum nach Spielstärke eingeteilt. Schwächere Spieler bekamen einen «half-one» und durften alle zwei Löcher einen Schlag mehr brauchen. Die Schlechten bekamen einen «one more», also einen Schlag mehr an jedem Loch. Die totalen Flaschen bekamen gar einen «two more». Erzählen Sie das bei einem Drink, dann hören alle zu.
Angeber-Trick 8: Beim Alter kräftig schwindeln
Viele Golferinnen und Golfer beginnen spät, öfters erst, wenn sie so um die fünfzig sind. Das führt dazu, dass sie selten mehr famose Spieler werden.
Es braucht also eine Methode, um mit dem eigenen Spiel anzugeben. Das gelingt, indem man sein Alter nach oben schraubt. Der Siebzigjährige, der eine anständige Runde spielt, sagt dann auf dem Green: «Für einen Achtzigjährigen war das gar nicht so schlecht.» – «Was?», sagen die -anderen, «für einen Achtzigjährigen siehst du aber sehr gut aus.» – «Golf hält jung», antwortet der.
Schwieriger ist die Methode für die Frauen. Welche Frau sagt schon gern, sie sei 75, wenn sie erst 65 ist? Aber das Risiko lohnt sich. «Was?», sagen dann die Mitspielerinnen, «du spielst, wie wenn du zwanzig Jahre jünger wärst.» Im Golf wie im Leben hat alles seinen Preis.
Angeber-Trick 9: Trost nach schwacher Runde
Wenn ein Golfer eine miserable Runde hatte, dann kann man sich als mitfühlender Partner aufspielen. Gut ist dann die Geschichte von Angelo Spagnolo.
Das Magazin Golf Digest schrieb einen Wettbewerb aus, um den schlechtesten lebenden Golfer zu finden. Aus dem Kreis der Leser gingen massenhaft Vorschläge ein. Nach den Vorrunden stieg das Schlussturnier auf dem Platz von -Sawgrass in Florida. Es -siegte Angelo -Spagnolo, der Besitzer eines Lebensmittelladens. Er -brauchte für die 18 Löcher 257 Schläge.
Am schlimmsten war die 17, ein -Inselgrün. Angelo versenkte zwanzig Bälle im Wasser. Dann riet ihm sein -Caddie, den Ball mit dem Putter auf dem Fussweg zur Fahne zu schieben. Das gelang schliesslich. Angelo schrieb eine 66, in der Golfgeschichte der höchste Score an einem einzigen Loch. Das tröstet jeden.
Angeber-Trick 10: Angeben, indem man nicht angibt
Wir spielen mit einem Geschäftspartner. Erst haut er den Ball ins Wasser, weil er die Schulter eindreht. Wir sagen nicht: «Du drehst die Schulter ein.» Statt nun unseren Ball pfeilgerade rauszuschlagen, setzen wir ihn absichtlich auch ins Wasser.
Nun verschiebt er einen Putt, weil er die Handgelenke bewegt. Wir sagen nicht: «Du bewegst die Handgelenke.» Nein, statt nun unseren Putt zu versenken, schieben wir ihn absichtlich auch daneben.
Dann toppt er den Ball, weil er zu früh aufsteht – wir sagen nicht: «Du stehst zu früh auf.» Nein, wir versuchen nun, unseren Ball auch zu toppen, was nicht ganz leicht ist.
So geht es achtzehn -Löcher lang. Am Schluss sagt der Partner: «Das war heute aber nicht dein bester Tag.» Wir -heimlichen Angeber denken: «Du armer Kerl, wenn du wüsstest.»