Jean-Daniel Ruch stürmt die Bestsellerlisten. Die Memoiren des Spitzendiplomaten stehen bei der grössten Buchhandlung der Schweiz, Orell Füssli, in der Kategorie Fachbücher auf Platz eins. Ruchs Werk «Frieden und Gerechtigkeit» verkauft sich besser als das Schweizer Strafgesetzbuch, die Terror-Chronik von Grossschriftsteller Salman Rushdie und die Luther-Bibel. Ruch gibt auch im Bundeshaus zu reden. SVP-Nationalrat David Zuberbühler wollte vom Bundesrat wissen, ob ehemalige Diplomaten an keine Geheimhaltung gebunden seien. Kein Wunder. «Ruch plaudert im Buch ein paar brisante Storys aus», urteilt Weltwoche-Bundeshausredaktor Hubert Mooser, einer der erfahrensten Beobachter der Schweizer Politik. Mehr noch: Die Walliser Journalistenlegende, ausgestattet mit der Witterung eines Bernhardiners, ist an der Buchvernissage vergangene Woche in Zürich auf eine Aussage gestossen, die den anwesenden Kollegen entgangen ist. Ruch bezeichnete den Schweizer Staatssekretär für Sicherheitspolitik, Markus Mäder, vor laufender Kamera als «Nato-Pudel». Wer an weiteren Einsichten Moosers aus dem helvetischen Politleben interessiert ist, dem sei die Sendung «Hubis Bundeshaus» auf Weltwoche.ch wärmstens empfohlen. Der höchstalemannische Dialekt unseres hochgeschätzten Kollegen wird von schriftsprachlichen Untertiteln begleitet. zur Story

 

Der Berner Völkerrechtsprofessor Rudolf Bindschedler (1915–1991) war jahrzehntelang das neutralitätspolitische Gewissen des Bundesrats. Gemäss der bis in jüngste Zeit geltenden «Bindschedler-Doktrin» hätte die einseitige, parteiische Bürgenstock-Konferenz niemals stattfinden dürfen. Der hochangesehene Chefjurist im Aussendepartement betonte unentwegt den «dauernden» Charakter der schweizerischen Neutralität und warnte vor zeitgeistigen Verbiegungen. Denn die Neutralität werde von den Grossmächten und den Kriegsparteien zwar ungern gesehen, sei aber auch im Rahmen des modernen Völkerrechts das beste Instrument, um die Interessen des Landes zu wahren. zur Story

 

John Clauser erhielt 2022 den Nobelpreis für Physik und war danach zunächst ein gefragter Mann. Dann begann er, die globale Erwärmung zu hinterfragen. Urplötzlich machten viele Medien aus dem Vorzeigewissenschaftler eine umstrittene Figur. Nun hat der Amerikaner ein neues Publikum gefunden. In einem Vorort von Wien gastierte er bei einer Konferenz, deren Referenten den Klimawandel für einen Schwindel halten. Stefan Millius war vor Ort und hörte sich an, was die Zweifler zu sagen haben. Es zeigte sich: Es ist höchste Zeit, nicht mehr von einer einzigen Wissenschaft zu sprechen und Kritiker der gängigen Darstellung nicht mehr als Leugner und Verschwörungstheoretiker abzutun. Denn die Rednerliste war hochkarätig, und viele ihrer Fragen erscheinen mehr als berechtigt. Seite ​​​​​​​54

 

Darf man sich über eine Katastrophe freuen? Man darf. Im Fall von Pompeji kann man gar nicht anders. Die Totenstadt hat auch fast 2000 Jahre nach dem infernalen Vulkanausbruch nichts von ihrer Faszination verloren. Im Gegenteil. Hier kann man die Antike fühlen, schmecken, riechen. Bei seinem Besuch zu früher Morgenstunde ist Urs Gehriger ihrem Zauber erlegen. «Pompeji ist eine Art Psychoanalyse der Antike», erklärte ihm Gabriel Zuchtriegel, der deutsche Direktor des Archäologieparks. «In Rom sehen wir den offiziellen Lebenslauf des römischen Imperiums, in Pompeji blicken wir in sein Unterbewusstsein.» Seite ​​​​​​​59

 

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