Heute verrate ich Ihnen ein Geheimnis. In der Regel nehmen ja bestimmte kognitive Fähigkeiten ab, wenn man etwas über die erste Frische hinaus ist, der Geist wird träger (Ihre Kolumnistin steht in ihrer zweiten Lebenshälfte). Falls Ihnen das bekannt vorkommt: Haben Sie je darüber nachgedacht, wie Sie Ihre geistigen Fähigkeiten gezielt verbessern können? Ja, Bewegung, Sudoku und das Weltwoche-Rätsel lösen sind schon mal gute Ansätze. Aber es gibt eine weitere Möglichkeit, die nicht nur Spass macht, sondern auch Dinge wie Reaktionsgeschwindigkeit, Problemlösungs- und Multitasking-Fähigkeiten positiv beeinflussen kann, so dass Sie beispielsweise, wenn Ihnen etwas aus der Hand fällt, es wie Spiderman blitzschnell auffangen können.

Kognitive Stimulation fördert die geistige Leistungsfähigkeit, das ist bekannt. Weniger geläufig ist, dass dazu auch das Spielen von Videospielen gehört. Zocken kann somit als eine Art Prävention gegen Krankheiten wie Alzheimer dienen. Ich weiss nicht, wie es Ihnen dabei geht, aber als passionierte Gamerin finde ich diesen Nebeneffekt fantastisch.

Gaming hat nachweislich gesundheitliche Vorteile – vorausgesetzt, es wird in vernünftigen Dosen betrieben. Der Arzt Dr. Mikhail Varshavski erklärt in seinem vielbeachteten Video, dass Videogames die Fähigkeit fördern, in drei Dimensionen zu denken und das Gehirn weiterzuentwickeln. Studien zeigen, dass Gaming die Reaktionszeit und die Koordination verbessert, zwischenmenschliche Beziehungen stärkt und soziale Fähigkeiten fördert. Spieler von Strategiespielen berichten darüber hinaus von verbesserten Problemlösungsfähigkeiten und schulischen Leistungen. Zudem können leicht zugängliche Spiele die Stimmung heben und entspannen. «Anstatt Videospiele zu verteufeln, sollten wir herausfinden, wie wir sie zu unserem Vorteil nutzen können», sagt Dr. Mike.

Dass Videospiele geistig träge machen, wie einige meckern, kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil.

Und nein, wenn wir über Gaming sprechen, meinen wir nicht die Candy-Crush-Heldinnen im Tram. Hier geht es um das richtige Gaming ​– Videospiele auf Konsolen und PCs. Und sie haben ein Imageproblem: Für viele stehen sie für Sucht, Sinnlosigkeit und vorsätzliche Verdummung. Natürlich können sie zur Sucht führen, wie so vieles, wenn man es exzessiv konsumiert, in Massen jedoch zeigen sie positive Auswirkungen. Oft sind es gerade jene Leute, die noch nie selbst gespielt haben, die über den Sinn und Unsinn von Videospielen diskutieren. Sie würden sich lieber die Weisheitszähne rausnehmen lassen, als einen Controller in die Hand zu nehmen. Es ist leicht, etwas zu verurteilen, bevor man es selbst ausprobiert hat – oder wenn man es nicht beherrscht (ertappt!).

 

Dass Videospiele geistig träge machen, wie einige meckern, kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil. Ich spiele regelmässig den Ego-Shooter «Call of Duty» im Teammatch, wo zwei Teams versuchen, mehr Abschüsse (rein virtuell) zu erzielen als die Gegner. Dabei bewegen sich Spieler aus der Egoperspektive in einer dreidimensionalen Spielwelt. Das Tempo ist hoch, man jongliert gleichzeitig mit Kamerasteuerung, Bewegungs-, Ziel-, Schiess- und Sprungknopf. Tatsächlich beobachte ich, wie meine Reflexe aus dem Tiefschlaf erwachen, wenn ich eine Lobby beehre und abgeklärt auf Mission gehe. Es fühlt sich an wie ein Feuerwerk der geistigen Sinne, die hier so geschärft werden wie wohl sonst nirgends. Zwischen meinen Waffen Sniper und Maschinenpistole (für Nahkampf) wechselnd, stürme ich übers Schlachtfeld wie die Agentin in der Serie «Fauda», begebe mich in taktische Positionen, entfessle mit jedem Sieg meine innere Kriegerin und brülle auch mal herum. Ja, ist nicht ladylike, gehört aber dazu.

Besonders Shooter-Spiele fördern viele kognitive Fähigkeiten. In Studien wurden unerfahrene Spieler, die kaum oder nie Shooter gespielt haben, entweder einem Shooter-Spiel oder einem anderen Videospiel zugeteilt. Die erfahrenen Shooter-Spieler konnten im Gegensatz zu ihnen ihre Aufmerksamkeit schneller und genauer lenken. Ausserdem verbesserten sich ihre Fähigkeiten, Entfernungen und Positionen von Objekten besser wahrzunehmen und sich in dreidimensionalen Räumen zurechtzufinden. Dies half ihnen, schneller und präziser zu reagieren.

Wenn Sie also Ihre geistigen Fähigkeiten schärfen wollen, lassen Sie Ihre Weisheitszähne drin und holen Sie mit dem Controller das Beste aus Ihrem Kopf raus.

 

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