Man kann das natürlich als Schwäche sehen, aber ich gebe gerne zu, dass ich mich von einem gewissen Niveau an Eleganz und Luxus vielleicht zu schnell beeindrucken lassen. Schöne Dinge, die mit Liebe zum Detail gefertigt wurden, haben bald einmal meine volle Aufmerksamkeit. Nachdem ich den Mercedes-Maybach EQS 680 SUV entgegengenommen und zu Hause in der Garage sicher parkiert hatte, ging es erst einmal darum, im Stillstand all die Kleinigkeiten zu erfassen, die in der Summe dieses Fahrzeug mit seiner fast schon barocken Opulenz ausmachen.

Da sind etwa die Lichtprojektionen von kleinen Doppel-M-Logos, die auf den Asphalt projiziert werden. Auf dem schwer verchromten Trittbrett, der C-Säule, selbst auf beiden Seiten der unteren Frontschürze, finden sich die Maybach-Ms. Und unter der Konsole zwischen den beiden hinteren Fauteuils wird, wie eine Lichtskulptur, das Logo auf den weichen hellen Teppich am Boden geworfen. Ein wenig erinnern die vielen gutsichtbaren Markensymbole an eine luxuriöse Damenhandtasche. Der Maybach ist, wenn man so will, das Diamant-SUV unter den Elektroautos. Nur vorne auf der Motorhaube thront der klassische Mercedes-Stern anstelle des Maybach-Wappens und begleitet einen auf allen Wegen.

Denn genau genommen ist dieser EQS SUV kein Maybach, sondern die oberste Ausstattungsvariante dieses Fahrzeugs, bei der neben der luxuriösen Innenausstattung mit Kühlschrank, Liegesesseln und Bildschirmen für die hinteren Passagiere auch ein spezielles Komfortprogramm in die Fahrwerksabstimmung integriert wurde. Ein kleiner Diamant neben dem «C» für «Comfort» weist im Display auf die Besonderheit hin: Sanft schaukelnd wiegt einen der über drei Tonnen schwere Wagen über die Strasse, als würde man durch die ruhige See dem Ufer entgegenschweben. Es ist vielleicht die einzige Schwäche des Autos, dass die Luftfederung manchmal fast zu viel zu wollen scheint, wenn die Karosserie ohne ersichtlichen Grund zu lange in Bewegung bleibt, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist.

Der Mercedes-Maybach ist letztlich ein Chauffeurfahrzeug – die besseren Plätze finden sich hinten, und wenn möglich lässt man sich fahren und sitzt nicht selbst am Steuer. Und um diese wichtige Funktion angemessen testen zu können, habe ich den Dreizehnjährigen auf einem der Rücksessel Platz nehmen lassen. Er sollte den dortigen «Cocooning-Effekt» (Mercedes) nutzen, um französische Verben auf «-re» zu üben.

Dieses Fahrzeug ist, so viel kann mit Sicherheit gesagt werden, die perfekte Lernumgebung. Darauf jedenfalls lässt die zwei Tage später erreichte Note von 5,6 in der Französischprüfung schliessen.

 

Mercedes-MAYBACH EQS 680 SUV

Motor/Antrieb: 2 E-Maschinen, Allradantrieb; Leistung: 484 kW (658 PS); max. Drehmoment: 955 Nm; Hochvoltspeicher: 118 kWh (netto nutzbar); max. Ladeleistung: 200 kW (DC); Reichweite: 563 km (WLTP); Verbrauch (WLTP): 24 kWh / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 4,1 sec; Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h; Preis: Fr. 218 600.–; Testwagen: 265 680.–