Mit dem Fiat Scudo verbinden Berufsleute seit über 25 Jahren einschlägige Qualitäten. Das leichte Nutzfahrzeug zeichnet sich traditionell aus durch ein in Anbetracht der wendig-kompakten äusseren Dimensionen überraschend grosses Ladevolumen. Ob in städtischen Räumen oder in engen Dörfern, der Scudo garantierte von Anfang an einen professionellen Auftritt.

Anfang 2021 kündigte Fiat Professional, die Nutzfahrzeugsparte des Turiner Herstellers, eine neue Iteration des Scudo an: den vollelektrischen, batteriebetriebenen E-Scudo. Dabei handelt es sich um die Fiat-Umsetzung der mittelgrossen Plattform für E-Transporter aus dem Stellantis-Konzern, auf der auch der Opel Vivaro-e, der Citroën ë-Dispatch, der Peugeot e-Expert und der Toyota Proace Electric aufgebaut sind. Im Verbund erhielten sie für das Jahr 2022 die Auszeichnung als «Best Medium Electric Van» der Driving Electric Awards. In der Schweiz wurde das neue Modell im vergangenen Frühling lanciert.

Traditionelle Qualitäten

Asphalt, Schnee, Sand oder Schlamm: Für jeden Untergrund wählt der Fahrer den passenden Antrieb aus.

Die Spezifikationen des Elektroantriebs fallen ähnlich aus wie bei den Geschwistermodellen der anderen Stellantis-Marken: Wahlweise ist das Auto mit einer fünfzig oder mit einer 75 Kilowattstunden umfassenden Batterie erhältlich. Sie speist einen 100 kW (136 PS) starken Elektromotor, der den Frontantrieb animiert. Zusammengefasst verspricht das Elektropaket, abhängig von der Batterie, eine Reichweite von 230 respektive 330 Kilometern.

Dieses Reichweiteversprechen löst die 75-kWh-Version im Praxistest ein. Als hilfreich erweist sich dafür namentlich im Stadtverkehr die Rückleitung der Bremsenergie in die Batterie (Rekuperation). Bei längeren Autobahnfahrten – die Geschwindigkeit ist bei 130 km/h abgeriegelt – fällt diese Unterstützung aus, was die Reichweite dann etwas zu spüren bekommt.

Im Angesicht des aus dem Stand heraus abrufbaren Drehmoments beim Elektromotor kommt beim Beschleunigen gute Laune auf. Der E-Scudo lässt kleinere Benzinmotoren mühelos hinter sich. Die aufgeräumte Fahrerkabine verströmt eine Aura grosser Solidität und Belastbarkeit. Man kann sich kaum einen strapaziösen Einsatz vorstellen, der die zweckmässigen Materialen an ihre Belastungsgrenze bringen könnte.

Beim Beschleunigen kommt gute Laune auf. Der E-Scudo lässt kleinere Benzinmotoren mühelos hinter sich.

In seiner modellbezogenen Kernkompetenz, dem agilen Transport auch grösserer Volumina, stellt der elektrische Van die traditionellen Scudo-Qualitäten unter Beweis. Die Ladefläche des in unserem Fall 4,96 Meter langen Kastenwagens (es gibt ihn auch in einer Länge von 5,31 Metern) fasst 5,3, in einer erhöhten Version gar 5,8 Kubikmeter. In Sachen Nutzlast (1002 Kilogramm ohne Fahrer) ist der vollelektrische Scudo vergleichbar mit der Dieselversion. Lediglich bei der Anhängelast gilt es Abstriche zu machen: Zieht ein Diesel-Scudo gut und gerne über zwei Tonnen, so ist es beim E-Scudo eine Tonne. Die freundlichen Aussendimensionen des Elektrotransporters erlauben ein unbeschwertes Fahren. Im verhältnismässig engen Zürcher Stadtverkehr findet sich der Lieferwagen bequem zurecht und kann sich auch mit den meisten Parkfeldern abfinden.

Zielsichere Parkmanöver

Was den Komfort und die Assistenzsysteme angeht, wird die Absicht der Konstrukteure deutlich, den Scudo-Fahrer so weit wie möglich mit den aus dem PKW-Bereich gewohnten Features zu umsorgen. Das Cockpit ist auf Wunsch entweder mit einer Sitzbank oder Einzelsitzen ausgestattet, inklusive Sitzheizung für kältere Jahreszeiten. Für ein sicheres Navigieren trotz konstruktionsbedingt fehlendem Mittelspiegel beim Kastenwagen sorgt die Rückfahrkamera mit gut auflösendem Sieben-Zoll-Radio-Display. Bestandteil dieser grafischen Videofahrhilfe ist ein dynamisches Gitter, das sich entsprechend der Lenkraddrehung bewegt und erstaunlich zielsichere Parkmanöver ermöglicht.

Weitere Sicherheitsinstrumente sind ein zuverlässig anschlagender Totwinkelassistent mittels in den Seitenspiegeln eingelassener Warnleuchten, eine Vorwärtskollisionswarnung mit autonomem Notbremsassistenten sowie die «Grip Control», bei welcher der Fahrer für jeden Untergrund den passenden Antrieb auswählen kann: Asphalt, Schnee, Sand oder Schlamm. Neben dem für diesen Beitrag gefahrenen Kastenwagen ist der E-Scudo auch als etwas kleinerer Kombi für den Transport ganzer Teams erhältlich.

Unter dem Strich gelingt es dem elektrischen Scudo, die bewährten Modellversprechen von viel Platz und Wendigkeit in der Welt des Elektroantriebs einzulösen. Er bietet sich an für Handwerks- und Handelsfirmen, die sich vorwiegend in einem nicht allzu weiten geografischen Kreis bewegen und mit den Abmessungen des Scudo gut bedient sind. Der im Vergleich zur Dieselvariante leicht höhere Preis – in der gefahrenen Grösse ist der E-Scudo ab 46 850 Franken zu haben – amortisiert sich durch tiefere Betriebskosten, sofern eine zuverlässige eigene Ladeinfrastruktur zur Verfügung steht. Von 0 auf 80 Prozent lädt die Fünfzig-Kilowatt-Batterie in 32 Minuten, die grössere Batterie benötigt dafür dreizehn Minuten länger.

Gewichtige Marktanteile

Die Fussstapfen beziehungsweise Reifenspuren, in denen der Scudo im Schweizer Markt auffährt, sind für Fiat Professional relativ gross. Schliesslich hat der Hersteller mit dem voluminöseren Ducato ein ziemliches Tempo vorgelegt. Seit zehn Jahren ist der Ducato in Europa der Marktführer bei den schweren Transportern. Vor zwei Jahren war er das meistverkaufte leichte Nutzfahrzeug überhaupt. Und auch in der vollelektrischen Variante, die 2021 lanciert wurde, sichert sich der Ducato in seiner Klasse gewichtige Marktanteile. Fiat Professional verkaufte schweizweit in der zweiten Jahreshälfte 2021 genau hundert Stück des E-Ducato, was bei den vollelektrischen schweren Transportern einem Marktanteil von 374 Prozent entspricht. Im härter umkämpften Segment der leichteren Transporter ist ein solcher Wert nur schwer zu erreichen – aber der E-Scudo stellt in Sachen Preis/Leistung ein starkes Angebot dar.

Informationen zu den beiden Modellen Scudo und Ducato, beide auch als E-Varianten erhältlich, gibt es auf www.fiatprofessional.com