Die Umweltqualität hat sich in der Schweiz weiter verbessert. Die jüngsten Daten zeigen für 2022 einen Treibhausgas-Ausstoss von 41,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten, das sind 3,5 Millionen Tonnen oder gut 9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Gewiss, die günstige Witterung trug dazu bei, aber langfristig sind die Emissionen der Schweiz auf dem Weg nach unten.
Verglichen mit dem Stand von 1990 sind die Belastungen heute um einen Viertel geringer – und das bei einem gleichzeitig realisierten Bevölkerungswachstum von zwei Millionen Einwohnern. Eigentlich ist der Fortschritt also sehr gross, wenn man den CO2-Rucksack der Zugezogenen bedenkt.
Sicht des Bundes-Chefökonomen
Das ist auch im Auge zu behalten, wenn nun das Klimaseniorinnen-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte diskutiert wird, das den Vorwurf aufbrachte, die Schweiz unternehme mit Blick auf den Klimawandel zu wenig. Pro Kopf sähe die Entwicklung günstiger aus.
Und auch pro Franken Wirtschaftsleistung. Das zeigt etwa das jüngste Länderexamen durch die Wirtschaftsorganisation OECD. In diesem Heft legt Botschafter Eric Scheidegger, Vizedirektor des Staatssekretariats für Wirtschaft und sozusagen der Chefökonom des Bundes, im Interview auf zur Story dar, welch hohen Standards die Schweiz punkto Umweltqualität tatsächlich gerecht wird. Seiner Ansicht nach ist der Fortschritt grossenteils der Fitness der Schweizer Unternehmen zuzuschreiben, ihrem sehr effizienten Umgang mit Energie und Ressourcen.
So ist die Schweiz an der Weltspitze, wenn man Emissionen pro Einheit Wirtschaftsleistung misst. Und für weiteren technischen Fortschritt erachtet Scheidegger die Marktspielregeln, wie sie für die Schweiz prägend sind, als wichtige Triebkraft.
Beispiele technologisch-ökologischer Spitzenleistungen sind etwa die Eisenbahnzüge mit neuen Antriebsformen wie Wasserstoff und Batterie vom Thurgauer Schienenfahrzeugbauer Stadler. Peter Spuhlers Firma treibt die technische Erneuerung der Bahnen in den USA massgeblich voran. Wie im Bericht auf zur Story geschildert, ergab dies sogar einen Eintrag ins Guinness-Weltrekordbuch.
Die Schweiz ist auch in anderer Hinsicht klimapolitischer Pionier, indem Entscheide über Politikmassnahmen strenger demokratisch kontrolliert werden als in anderen Ländern. Der Ökonom Reiner Eichenberger skizziert in seiner Kolumne (zur Story), wie das Klimaseniorinnen-Urteil in Konfrontation mit der direkten Demokratie eine entscheidende Politikwende herbeiführen könnte.
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Alles sehr schön und positiv, wenn es um die Reduktion von CO2 geht, was langfristig für sich wichtig ist. Weniger schön ist aber, wenn das mit dem Klimawandel verknüpft wird, der höchstens vielleicht mit CO2 zu tun hat, und vor allem eher unbekannten, unerforschten natürlichen Faktoren zuzuschreiben ist. Auch Nichtwissen und Unsicherheit kann politisch missbraucht werden.
Man kann sich natürlich im Wohlsstandsland CH schön in die Tasche lügen, wenn man nur die lokalen Emissionen berücksichtigt, aber nicht die 2.4 mal höheren importierten Nettograuemissionen nach dem Konsumprinzip (um 14 t EW) dazunimmt. Bei diesem Verhältnis tummelt die CH an der Weltspitze mit, denn die Exportprodukte Pharma, Uhren, Schmuck, Maschinen und Käse sind zwar wertmässig teuer, aber fallen CO2-mässig eben massiv geringer ins Gewicht als SUV's, importierte Nahrung, Elektronik etc etc.