Am 11. Dezember einigten sich Somalia und Äthiopien unter der Schirmherrschaft der Türkei auf ein Abkommen, um die Spannungen zwischen den beiden Ländern zu beenden.

 

Warum ist das wichtig?

_ Drei Tage nach der Eroberung von Damaskus durch eine mit der Türkei verbündete Miliz ist dies ein weiterer aussenpolitischer Erfolg für den türkischen Präsidenten. Sein Land behauptet sich als unumgänglicher Akteur vom Balkan bis zum Nahen Osten und vom Schwarzen Meer bis zum Horn von Afrika.

_ Das Abkommen garantiert Äthiopien, einem Binnenland wie die Schweiz, den Zugang zum Meer über Somalia.

_ Im Januar unterzeichneten Äthiopien und die abtrünnige somalische Provinz Somaliland ein Abkommen, das beinahe zu einem Konflikt zwischen Addis Abeba und Mogadischu geführt hat. Die Zeit ist nun reif für eine Deeskalation.

 

Gut zu wissen

_ Das Abkommen mit Somaliland sah vor, dass Äthiopien zwanzig Kilometer Küstenlinie von dieser Provinz pachten würde, um seine Exportwege zu diversifizieren.

_ Die mehrheitlich christlichen Äthiopier und die muslimischen Somalier haben seit dem 14. Jahrhundert eine komplizierte Beziehung zueinander. Der Einfluss des Osmanischen Reichs auf die Somalier in der Region geht auf das 16. Jahrhundert zurück. In jüngerer Zeit kam es 1964 und erneut 1977 zu Konflikten zwischen den beiden Ländern. Zwischen 2006 und 2011 kämpfte die äthiopische Armee in Somalia gegen die islamistischen Al-Schabaab-Rebellen.

_ Die Türkei entwickelt seit mehr als zehn Jahren eine dynamische Afrikapolitik. Eine der grössten türkischen Botschaften der Welt befindet sich in Mogadischu. Seit diesem Sommer sucht die Türkei in den somalischen Hoheitsgewässern nach Erdgas, um ihre Abhängigkeit von Russland zu verringern.

_ Auch China investiert in Äthiopien. Es hat eine 2016 in Betrieb genommene Eisenbahnlinie renoviert, die Addis Abeba mit dem Hafen von Dschibuti verbindet.

_ Äthiopien gilt als Wiege des Kaffees, der heute nach Kohlenwasserstoffen der weltweit meistgehandelte Rohstoff ist.

 

Was folgt

_ Wird die Ankündigung vom 11. Dezember in Ankara neue Exportkorridore für Äthiopien eröffnen und Alternativen zur chinesischen Eisenbahn schaffen?

_ Was sind die nächsten Ziele der türkischen Diplomatie, die vom sunnitischen Islam inspiriert und in der osmanischen Tradition verwurzelt ist? Die Rückkehr von Donald Trump an die Macht in Washington könnte Erdogan die Gelegenheit bieten, die von den USA unterstützten syrischen Kurden von der türkischen Grenze fernzuhalten. Zudem könnte er erneut als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine auftreten, wie schon im Jahr 2022.

 

PS

Die Schweiz ist der weltweit grösste Exporteur von Röstkaffee.

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