Zur Senkung der CO2-Emissionen sollen fossil beheizte Kessel möglichst schnell durch elektrische Wärmepumpen ersetzt werden. So will es die Gesetzgebung. Die logische Reihenfolge der notwendigen Massnahmen wird darin kaum berücksichtigt. Die Wärmewende beginnt mit der Reduktion des Heizwärmebedarfs, also mit der energetischen Sanierung der Gebäudehülle. Mit erprobter Technik können die Wärmeverluste durch Fenster, Aussenwände und Dach gesenkt werden. Dann erst kann die zu installierende Wärmepumpe für den reduzierten Heizwärmebedarf richtig ausgelegt werden. Für diesen physikalisch begründeten Ablauf – Wärmedämmung vor Wärmepumpe – sprechen die folgenden technischen und ökologischen Argumente.

1 – Viele Altbauten können an kalten Tagen nur mit hohen Vorlauftemperaturen beheizt werden, die von Wärmepumpen nicht mehr bei guten Leistungsziffern erreicht werden können. Die Wärmepumpen müssen mit elektrischer Zusatzheizung betrieben werden. Die Versorgung mit Grünstrom wird dann zum Problem.

2 – Für die winterlichen Bedarfsspitzen wird je nach Bezugsquellen weiterhin Kohlestrom benötigt. Mit elektrischen Wärmepumpen wird der Verbrennungsprozess vom Heizkessel des Gebäudes zum Heizkessel des Kraftwerks verlagert. Das CO2-Problem muss jedoch mit Grünstrom gelöst werden, der im Winter nur begrenzt verfügbar ist. Nach einer energetischen Sanierung können Gebäude auch im Winter weitgehend mit Grünstrom (vom eigenen Hausdach?) und Wärmepumpen beheizt werden.

3 – Mit der energetischen Gebäudesanierung wird der Heizwärmebedarf für immer gesenkt, auch wenn sanierte Gebäude vorübergehend noch fossil beheizt werden. Der Wert eines Gebäudes steigt mit der Verbesserung der Wärmehülle. Die thermische Sanierung hat bleibenden Wert und kann über eine Hypothek finanziert werden, während die Umrüstung im Heizungskeller als Ersatzinvestition behandelt wird, die unter Betriebskosten zu verbuchen ist.

4 – Ohne thermische Gebäudesanierung, also mit dem leistungsgleichen Austausch eines Heizkessels durch eine Wärmepumpe, lassen sich die Heizkosten kaum verändern. Auch sind leistungsstarke Wärmepumpen mit Erdsonden sehr teuer. Mit dem Einbau kleiner, kostengünstiger Luft-Luft-Wärmepumpen kann die Verzinsung der Sanierungshypothek eher über Einsparungen kompensiert werden.

Die Finanzierung der Gebäudesanierung über eine Hypothek vereinfacht gegebenenfalls das Vorhaben, da die Banken diese vergeben. Die Hypothekarzinsen werden zum Teil durch die eingesparten Heizkosten erwirtschaftet. Der mit einer staatlichen Förderung verbundene bürokratische Aufwand wird weitgehend vermieden.

 

Nachhaltige Lösungen

Die Verbesserung der Wärmedämmung von Gebäuden wirkt nachhaltig. Die CO2-Emissionen werden durch energetische Sanierungen bleibend reduziert. Die Laufzeit der Sanierungshypotheken könnte an die finanziellen Möglichkeiten der Hauseigentümer angepasst werden. Die Zinslast sollte etwa den ersparten Heizkosten entsprechen, damit die Gebäudesanierung kostenneutral erfolgen kann. Mit der Sanierung steigt der Wert der Liegenschaft.

Nach Sanierung der Gebäudehülle kann sich der Hausbesitzer für unterschiedliche Massnahmen im Heizungskeller entscheiden: Man kann sich gleich für den Einbau einer kleinen, aber richtig dimensionierten Wärmepumpe entscheiden oder nach der Gebäudesanierung die bestehende Heizungsanlage mit reduzierter Leistung so lange weiterbetreiben, bis diese altersbedingt ersetzt werden muss. Man kann neben der Wärmepumpe auch eine Pelletheizung oder andere nachhaltige Lösungen erwägen. Die Wärmewende beginnt also mit der Sanierung der Gebäudehülle.

 

Ulf Bossel ist Maschinenbauingenieur, Unternehmer und Buchautor.