In Kapstadt hatte man die Radwege in den vergangenen Jahren zügig ausgebaut, doch jetzt beginnt man damit, diese wieder zu schliessen. Die Behörden hatten bei der Planung ein Detail übersehen, welches vielleicht auch in Peru von Bedeutung sein könnte.

 

Nachhaltigkeit am Kap

Um das Fahrrad als Transportmittel attraktiver zu machen, um Verkehrsstaus zu reduzieren und, nicht zu vergessen, um die Nachhaltigkeit zu fördern, hatte Kapstadt Anfang der 2000er Jahre mit dem zügigen Ausbau von Infrastruktur für Radfahrer begonnen. Letzte Woche nun wurden fünfzehn dieser Fussgänger- und Fahrradwege wieder geschlossen, weitere 265 Sperrungen sind geplant.

Kriminelle Banden, die den informellen Markt für Gebrauchtfahrräder beliefern, hatten herausgefunden, dass Radwege eine ideale Bezugsquelle für neues Material sind. So wie ein Angler am Ufer des Flusses nur warten muss und damit rechnen kann, dass seine Beute spontan angeschwommen kommt, so brauchen die Ganoven nur im Busch zu warten und zuzugreifen, wenn sich eine Radlerin oder ein Radler auf dem dafür vorgesehenen Pfad nähert.

Selber des Radfahrens kundig, hat der Delinquent jetzt nicht nur ein praktisches Fluchtfahrzeug zur Verfügung, sondern auch ein attraktives und nachhaltiges Transportmittel für Diebesgut, welches er auf dem Heimweg aus der einen oder anderen Villa mitgehen lässt.

Diese Entwicklung hat Anwohner jetzt zu einer entsprechenden Petition veranlasst, die zu besagter Schliessung der Radwege führte. Die dadurch freiwerdende Bodenfläche wird in die angrenzenden Grundstücke integriert und wieder bepflanzt. Eine echte Win-win-Entscheidung.

 

Das Klima in Lima

Die grosszügige Förderung von Radwegen in der peruanischen Hauptstadt Lima durch den deutschen Steuerzahler war in jüngster Zeit auf viel öffentliche Aufmerksamkeit gestossen. Es gab kritische Fragen, ob diese Millionen denn wirklich gut investiert seien, und es gab die Rechtfertigung, dass der deutsche Klimawandel auch in Peru bekämpft werden müsse, so wie unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt werde.

Könnte es nun aber passieren, dass man in dieser südamerikanischen Metropole dieselben bitteren Erfahrungen machen wird wie am Kap der Guten Hoffnung?

Sie protestieren jetzt vielleicht und betonen, dass man südafrikanische Kriminalität doch nicht mit der Situation im friedlichen Lima vergleichen könne! Da ist nicht jeder Ihrer Meinung. Die Kriminalstatistik von Numbeo listet für Kapstadt den «Crime Index» 73,84 und für Lima 70,90 (zum Vergleich München: 20,34) auf. So viel besser ist es da drüben also nicht.

Falls für die neuen Fahrradwege also eines Tages der Rückbau angesagt ist, dann wird auch das wieder einiges kosten, und da wird die Bundesrepublik als Anstifterin vermutlich zur Kasse gebeten werden. Der Steuerzahler kann das Ganze dann abbuchen unter der Rubrik «Stupid Money».

 

Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors, «Think-Again.org». Der Bestseller «Ein grünes Requiem: die Politik der unerwünschten Folgen (2023)» sowie andere seiner Bücher sind bei Amazon erhältlich.

Dr. Hofmann-Reinecke war in der kernphysikalischen Forschung und als Inspektor der Internationalen Atomenergieagentur tätig. Er lebt heute in Kapstadt.