Eine gute Nachricht: Männer müssen nicht wie Henry Cavill aussehen, damit Frauen mit ihnen glücklich werden. Ja, auch wenn wir von grossen, attraktiven Männern mit Stahlkörpern angezogen werden und den Drang verspüren, von dem schnuckliegen Ur-Superman gerettet zu werden: Ein Mann, der das DNA-Bingo gewonnen hat, ist für dauerhafte Beziehungen nicht zwingend ideal.

Was Frauen wollen, ist offenbar nicht das, was sie fürs Glücklichsein brauchen, denn Frauen sind in Beziehungen und Ehen mit weniger attraktiven Männern glücklicher – das hat eine Studie ergeben. Ja, und jetzt muss das nur noch einer den Ladys verklickern.

Diese Beziehungen seien häufig harmonischer, so dass die Partner sich gegenseitig mehr unterstützten. Um herauszufinden, ob die jeweilige Attraktivität eine Rolle für das allgemeine Glück in der Beziehung spielt, untersuchten die Wissenschaftler der Florida State University frischverheiratete Paare. Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen mit einem als physisch attraktiver empfundenen Partner eher dazu neigen, Diäten zu machen und abzunehmen, um besser auszusehen und ihren Mann zu behalten. Frauen mit weniger attraktiven Ehemännern hatten dieses Bedürfnis nicht, was sie insgesamt glücklicher machte.

Erstere Frauen könnten negative Auswirkungen zu ertragen haben, so die Wissenschaftlerin, «insbesondere wenn diese Frauen selbst nicht besonders attraktiv sind». Eine Partnervermittlerin erklärt: «Wenn ihr Mann besser aussieht und sie das Gefühl hat, dass sie ein paar Kilo verlieren muss, oder er sieht immer gut aus und alle schauen ihn an, dann macht das eine Frau unsicher.»

Umgekehrt verspüren Männer, wenn die Frau attraktiver ist als sie, keinen Druck, optisch mithalten zu müssen.

Das überrascht mich nicht. Die Realität sieht so aus: Die meisten von uns sind keine Models, und an der Seite einer Henry-Cavill-Nachbildung durchs Leben zu gehen, kann Frauen natürlich unter Druck setzen, mit ihm Schritt halten zu müssen. Das stelle ich mir nicht nur anstrengend vor in Bezug auf einen durchtrainierten Körper – ich meine, etwas Sport treiben, natürlich, aber für einen schönen Body auch in Unterwäsche reicht das in der Regel nicht. Es kann auch kein Vergnügen sein, mit Adonis einen Raum zu betreten, wenn sich ständig begeisterte weibliche Köpfe nach ihm umdrehen – die Konkurrenz schläft ja nicht –, man diesen Mann nie für sich allein hat oder man es zumindest unterschwellig so empfindet. Ganz gleich, wie wenig Anlass er für den Verdacht der Untreue bietet; es liegt in der Natur der Sache, dass ein optischer trophy man mehr weibliche Aufmerksamkeit geniesst, was Gelegenheiten für Seitensprünge vermehren und die Hemmschwelle für Seitensprünge senken kann.

Kommt hinzu: Wenn man als Frau die neidischen Blicke anderer Frauen auf sich zieht, ist das nicht in jedem Fall schmeichelhaft. Man kann sich leicht zur Statistin degradiert oder unsichtbar fühlen – es sei denn, man ist selbst eine bombshell, das relativiert das Ganze natürlich. Und vielleicht hat er ja durch diese Bewunderung auch das Gefühl, dass er etwas Besseres haben könnte – Gedanken, die eine Frau umtreiben, mutmasslich.

Schon klar, all das dürfte uns nicht verunsichern. Eine Attraktivitätsdiskrepanz entscheidet schliesslich nicht darüber, ob wir es mit dem Partner gut haben – es kommt auf seinen Charakter an, oder? Aber sagen Sie mal einem Bären, er soll den Honig stehenlassen.

Umgekehrt verspüren die meisten Männer, wenn die Frau die Attraktivere in der Beziehung ist, keinen Druck, optisch mithalten zu müssen, wie die Studie feststellt: «Die Diät-Motivationen der Männer waren nicht signifikant mit ihrer eigenen oder der Attraktivität ihrer Partnerin verbunden.» Statt sich primär vom Aussehen ihrer Partnerin beeinflussen zu lassen, tendieren Männer eher dazu, ihren Körper aus persönlichen Motiven zu optimieren.

 

Natürlich könnte man einwenden, dass man den Druck, den ein attraktiver Partner mit sich bringt, auch ins Positive wenden und als Ansporn betrachten kann, an sich selbst zu arbeiten. Allerdings fällt es vielen Menschen schwer, Druck in Motivation umzuwandeln, denn der ständige Vergleich und die Erwartung, mithalten zu müssen, können rasch zur Belastung werden.

All das bedeutet aber nicht, dass man sich nicht gegenseitig anspornen sollte, um für den anderen anziehend zu bleiben – und den Superman in sich selbst zu finden.

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