Das letzte Mal im Schwimmbad war ich vor zwei Jahren. Allerdings muss ich zugeben, dass es sich dabei um ein Schwimmbad am Rand der Stadt handelte. Nicht gerade günstig und ohne Auto kaum zu erreichen. Ein nicht unerhebliches Kriterium, wenn man sich in diesen Zeiten als Frau überlegt, in ein deutsches Schwimmbad zu gehen.
Seit Wochen redet ganz Deutschland über die zunehmende Gewalt in Schwimmbädern. Tumultartige Szenen, Auseinandersetzungen mit Bademeistern und wilde Schlägereien stehen in immer mehr Regionen an der Tagesordnung. Die Täter: meist junge Männer mit Migrationshintergrund. In Berlin wurden inzwischen sogar Ausweiskontrollen am Eingang eingeführt. Ein Treppenwitz, wenn man bedenkt, wie die Kontrollen an der deutschen Grenze ablaufen.
Worüber wir zudem gar nicht mehr reden, sind sexuelle Übergriffe auf Frauen. «Wovon es keine spektakulären Videos gibt, das ist auch nicht passiert» lautet hier das Motto. Dabei sind wir Frauen in der Regel doppelt betroffen. Einmal durch die gewaltsamen Auseinandersetzungen am Beckenrand, bei denen man schnell zwischen die Fronten geraten kann, und einmal durch sexuelle Belästigungen, die jedoch kaum thematisiert werden.
Das Problem ist auch, dass vieles nicht zur Anzeige gebracht wird. Ein Pograpscher unter Wasser ist schnell passiert, und nicht alles, was unangenehm ist, wie aufdringliches Anbaggern, ist auch gleich strafbar. Trotzdem hält es Frauen, wenn sich diese Vorfälle häufen, davon ab, Orte wie das Schwimmbad weiterhin aufzusuchen. Was dann passiert, ist so etwas wie ein stiller Rückzug. Zum einen, weil das Thema öffentlich nicht aufgegriffen wird, und zum anderen, weil die Frauen auch oft nicht darüber sprechen und Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit häufig stillschweigend über sich ergehen lassen.
Das Problem liegt hier oft in der Gewöhnung. Wir wachsen bereits mit der Selbstverständlichkeit auf, gewisse Orte wie dunkle Bahnunterführungen oder Parks bei Nacht zu meiden. Wir gehen ohnehin zumeist nicht im Dunkeln alleine spazieren oder würden nicht auf die Idee kommen, uns nach dem Klubbesuch alleine in die S-Bahn zu setzen. Vielen Frauen fällt deshalb zunächst gar nicht auf, wenn ihrer Streichliste weitere Orte hinzugefügt werden. Dazu kommt die Angst, die Einschränkung der eigenen persönlichen Freiheit zu thematisieren, wenn sie auf junge Männer mit Migrationshintergrund zurückzuführen ist. Zu gross ist bei vielen immer noch die Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden.
Hier wird der Clash der Kulturen sichtbar. Wie bittere Satire erscheinen da Vorstösse zum Oben-ohne-Baden.
In den letzten Jahren habe ich deshalb viele Nachrichten von Frauen bekommen, die mir ihren persönlichen Rückzug aus dem Schwimmbad schilderten, aber nichts öffentlich dazu sagen wollten. Die Berichte der Frauen sind zum Teil von schockierenden Erfahrungen geprägt. Was sie nahezu alle eint, ist die Unnachgiebigkeit, mit der vor allem junge Männer mit Migrationshintergrund ihr Ziel verfolgen würden.
Mobile Polizeiwachen oder Security im Schwimmbad sind da nur ein geringer Trost. Eine Tat lässt sich schliesslich nicht rückgängig machen, also sorgen die meisten Frauen lieber dafür, dass es gar nicht erst so weit kommt, indem sie nicht mehr ins Schwimmbad gehen.
Auch hier wird der Clash der Kulturen sichtbar. Während viele muslimische Frauen gar nicht oder nur mit langer Kleidung ins Schwimmbad gehen, werden Frauen im Bikini oft zum Freiwild erklärt. Abschätzige Blicke der muslimischen Frauen inklusive. Vorstösse zum Oben-ohne-Baden erscheinen da wie bittere Satire.
In Schwimmbädern wie dem Berliner Columbiabad bestimmt nicht der Senat die Kleiderordnung, sondern kleine Paschas, die Frauen zu verstehen geben, dass sie nur dann Ehre besitzen, wenn sie sich «züchtig» kleiden. Und das nicht erst seit 2015, sondern schon seit Ende der 1990er Jahre.
Wer die Schuld für die aktuellen Zustände in Schwimmbädern, wie etwa das Magazin Die Zeit, in zu hohen Pommes-Preisen oder dem Klimawandel sucht, verkennt die kulturelle Dimension dieser Phänomene und setzt den Fokus weiterhin auf Symptombekämpfung statt Ursachenbenennung.
Fest steht: Die Freiheit an den Grenzen für Asylbewerber aus aller Herren Ländern führt am Ende vor allem zur Unfreiheit von Frauen im eigenen Land. Wie lange diese das noch hinnehmen, bleibt offen.
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