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Skandal um Sylt
Wer den Islam kritisiert, ist ein bisschen selbst schuld, wenn man ihn niedersticht: So klingt es nach der Attacke von Mannheim bei der Polizei. Da seien einfach «mehrere Extremisten aufeinandergestossen»
Live-Ticker
01.06.2024
Wer den Islam kritisiert, ist ein bisschen selbst schuld, wenn man ihn niedersticht: So klingt es nach der Attacke von Mannheim bei der Polizei. Da seien einfach «mehrere Extremisten aufeinandergestossen»

Die Polizei, dein Freund und Helfer: Das gilt offenbar nur bedingt. Nach der Messerattacke auf einen islamkritischen Aktivisten in Mannheim kommen aus Polizeikreisen Äusserungen, die schon fast nach Verständnis für den Täter klingen.

Rainer Wendt, der Vorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft, äusserte sich bei der Welt zu der Gewalttat.

https://twitter.com/mz_storymakers/status/1796532382339653656?s=12&t=QmFOFTkhv2sR0t7_rBwCYA

Nach seinem Wissen seien in Mannheim «mehrere Extremisten aufeinandergestossen». Das Opfer könnte deshalb attackiert worden sein, «weil er ein solcher radikaler Islamkritiker» sei.

Wendt suggeriert damit, dass der durch ein Messer verletzte Mann den Angriff regelrecht provoziert hat. Das erinnert an Zeiten, als man das Opfer einer Vergewaltigung beschuldigte, zu freizügig gekleidet gewesen zu sein.

Bei dem Verletzten handelt es sich um Michael Stürzenberger, der einen kritischen Blog zum Islam betreibt. Er ist vorbestraft wegen Beleidigung eines Polizisten. Gut möglich, dass ihn die Ordnungshüter deshalb nicht besonders wertschätzen.

Praktisch für die Täter-Opfer-Umkehr des Polizeigewerkschafters ist, dass man über den Angreifer noch nichts weiss. Entsprechend schweigt sich Rainer Wendt über diesen aus. Die ganze Energie spart er sich für eine düstere Beschreibung des Opfers auf.

Einen Messerstecher auf die gleiche Stufe zu stellen wie sein Opfer, indem man von «mehreren Extremisten» spricht: Das ist eine unerträgliche Relativierung einer Gewalttat, die nach bisherigen Erkenntnissen ein Akt des Terrors sein dürfte.

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29.05.2024
Sylt wird zur Staatsaffäre: Weil alkoholisierte Partygäste «Deutschland den Deutschen. Ausländer raus» grölen, verfällt die Bundesrepublik in eine Art Massenhysterie. Tragisch!

In der Welt toben Kriege, grassieren Hunger und Dürre, Erdrutsche begraben Hunderte in Papua Neuguinea, China rasselt vor Taiwan mit seinen maritimen Säbeln, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will Bodentruppen in die Ukraine schicken und mit Waffen auch Russlands Territorium beschiessen… Doch das ist alles nichts, gegen den politischen Sturm, der sich derzeit über Deutschland zusammenbraut.

Die «Sylt-Affäre»!

Man weiss nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll: Alkoholisierte, halbstarke Partygäste grölen auf der Nordsee-Partyinsel zu den fröhlichen Beats von «L’amour toujours» von Gigi D’Agostino (eigentlich: Luigino Celestino Di Agostino) ausländerfeindliche Parolen («Deutschland den Deutschen. Ausländer raus!»).

Kanzler, Bundespräsident und Bundesinnenministerin sind alarmiert, einige der depperten Deppen verlieren ihren Job, für das kommende Oktoberfest und die Cannstadter Wasen wird der zwanzig Jahre alte Party-Hit verboten (!), auf etlichen anderen Volksfesten ebenfalls. In Magdeburg müssen Autofahrer ihre Handys abgeben, weil Denunzianten verräterische Beats aus dem Wagen gehört und die Polizei alarmiert haben. Und auf den Download-Plattformen wird der Song zum Super-Smash-Hit.

Deutschland ist irre geworden.

Ein trunkener Kaschmir-Plebs probt den Aufstand der Wohlständigen, und Deutschlands links-grüne Demokratiefördervereine ordnen die Marschbataillone gegen die grölende Reichen-Wehr.

Ein Song, übersetzt etwa «Liebe immer und überall», wird verfolgt, weil sich irgendwer einen dämlichen Reim darauf ausgedacht hat? Wenn demnächst jemand «Heil Hitler» auf die «Ode an die Freude» textet, verbieten wir dann Beethoven? Oder die Nationalhymne der Bundesrepublik, auf deren Melodie sich die Hymne der verflossenen DDR («Auferstanden aus Ruinen») problemlos singen lässt? Oder um es mit Woody Allen zu sagen: Nur weil ich paranoid bin, heisst das noch lange nicht, dass sie nicht hinter mir her sind.

Ein Austern-Embargo für pubertierende Party-Nazis wäre das Mindeste bevor alle Hindenburgdämme zur Sylter Partymeile brechen!

Könnte es sein, dass der inflationäre Gebrauch des Begriffes «Nazi» die Massstäbe inzwischen soweit verwässert hat, dass die Sylter Parolen als popkulturelle Spass-Provokation durchgehen? Werden Autofahrer mit Sylt-Schattenriss-Aufkleber künftig vom Verfassungsschutz beobachtet, weil das Insel-Konterfei zur Chiffre rechtsextremistischer Umtriebe geworden ist?

Stehen jetzt deutschlandweit unauffällige Männer mit Ringel-Kabel im Ohr neben dem Kirmes-Karussell und rufen «Zugriff!» in ihr verdecktes Manschetten-Mikrofon, wenn das Intro von «Nazi»-Gaga-Gigi aus den Boxen zu hämmern beginnt?

Das Pflegen der deutschen Neurosen ist unversehens zum Massensport geworden. Ein harmloser Ballermann-Beat lässt die Alarmsirenen jener schrillen, die hauptberuflich auf Anfänge warten, denen sie wehren können und Schösse suchen, die noch fruchtbar sind.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Party-People von Sylt haben einen an der Waffel, sind pubertär, unreif und womöglich politisch auf unappetitlichen Abwegen. Das macht die untauglichen Versuche aber nicht weniger dämlich, hinter einem Lied mit dem Verbotsnetz herzulaufen, als wäre es ein brauner Nachtfalter, den man wieder einfangen will.

In der Gesellschaft verschiebt sich etwas. Die Kinder des deutschen Wohlstands legen ganz offensichtlich auch die lästigen Tabus ihrer Eltern ab und lassen sich die Party nicht von der Last der Geschichte verderben. War doch nur Spass. Ein Spass, den die Eltern und Älteren – völlig zu Recht! – nicht verstehen und die in ihrer ratlosen Not zu den autoritären Verbotskeulen ihrer eigenen Elterngeneration greifen.

Merke: Wo man singt, da lass' dich lieber nicht nieder. Auch böse Menschen haben Lieder. Dumme allerdings auch. So gesehen, sind die Lieder-Verbote Vorboten einer an sich selbst scheiternden Gesellschaft.

Völker hört die Signale!

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29.05.2024
«Das sind keine Nazis»: ZDF-Moderator Markus Lanz kritisiert mediale Berichterstattung rund um den Sylt-Skandal

Das seien keine Nazis, kommentierte Markus Lanz in seiner Talkshow die sogenannten Nazi-Schnösel (Bild), die auf einem Video in Sylt «Ausländer raus» gegrölt haben. Im ZDF erklärte er: «Das sind Rassisten oder Leute mit rassistischen Vorurteilen!» Aber eben: «Keine Nazis.»

Zudem kritisierte der Moderator die Berichterstattung der Medien, die die Beteiligten «hart an den Pranger» gestellt habe, und betonte die Verantwortung der Journalisten, solche Vorfälle differenziert darzustellen. Während eines USA-Aufenthalts sei ihm bewusst geworden, wie schnell das Bild des «hässlichen Nazideutschland» wieder gezeichnet werde, sobald solche Vorfälle publik würden.

Lanz forderte eine sachlichere Auseinandersetzung, er verwies auf die Eigenverantwortung der deutschen Medien, nicht unnötig zu dramatisieren. Die Diskussion in seiner Sendung brachte verschiedene Perspektiven auf das Thema Rassismus und Medienverantwortung zur Sprache.

Autorin Gilda Sahebi wies darauf hin, man solle bei «Rassismus» nicht sofort an den Nationalsozialismus denken, da jedes Land seine spezifische Geschichte habe, die solche Vorurteile entstehen lasse. Rechtswissenschaftler Kai Ambos beklagte die «opportunistische Distanzierung» der Politik, er sah keinen Straftatbestand in den gezeigten Szenen.

Lanz schockiert vor allem der Kontext: «Das sind junge Menschen, die wahrscheinlich eine gute Bildung genossen haben und dennoch solche Parolen skandieren.»

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29.05.2024
Verbotene Hymne von Sylt: Münchner Oktoberfest cancelt «L’amour toujours» von Gigi D’Agostino, Stuttgart zieht mit. Man wolle präventiv vermeiden, dass eine betrunkene Menge «Ausländer raus» skandiere

Die grölenden «Nazi-Schnösel» (Bild) von Sylt fordern weiteren Tribut: Das Lied «L'amour toujours» von Gigi D'Agostino darf sowohl beim Wasen 2024 als auch beim Euro-Fanfest in Stuttgart nicht gespielt werden. Diese Entscheidung bestätigte Andreas Kroll, der Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungsgesellschaft in Stuttgart. Dem Sender SWR sagt er, Stuttgart möchte keine Nachahmung der rassistischen Ausfälle auf Sylt erleben. Situationen, in denen eine betrunkene Menge «Ausländer raus» skandierten, wolle man präventiv vermeiden. Es sei wichtig, Menschen nicht zu ermutigen, in einer «tumben und gegebenenfalls angetrunkenen Weise» rassistische Parolen mitzusingen.

Auch das Münchener Oktoberfest hat angekündigt, «L'amour toujours» auf der Wiesn 2024 zu verbieten. Laut den Veranstaltern soll das Lied weder in den Zelten noch an anderen Orten des Festgeländes gespielt werden.

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29.05.2024
Umstrittener Sylt-Song: In Deutschland grölen nicht nur «Nazi-Schnösel» die Parole «Ausländer raus», sondern auch türkische Fussballfans

«Ausländer raus» grölen offenbar nicht nur «Nazi-Schnösel» (Bild) auf Sylt, sondern auch türkische Fussballfans. Ein Video auf der Plattform X zeigt, wie die Menge während der Meisterfeier von Galatasaray Istanbul in Stuttgart die fremdenfeindliche Parole skandierte, berichtet Focus.

Auf den Bildern sind grösstenteils Männer mutmasslich türkischer Herkunft zu sehen, die den Sieg ihres Vereins feiern. Ayhan Yildiz, Vorstandsvorsitzender des Galatasaray Sport- und Fanclubs e.V. Stuttgart, nannte den Vorfall «beschämend». Er war selbst vor Ort. Der Fanclub distanziert sich von den Rufen.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte, dass eine Prüfung stattfindet, ob es zureichend tatsächliche Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten gibt. Wie ernst die skandierten Parolen gemeint waren oder ob sie als Provokation oder Scherz gesungen wurden, ist unklar.

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28.05.2024
Verdacht wird gemeldet: Zwei junge Männer hören im Auto die neuerdings verbotene Hymne von Sylt. Ein Zeuge ruft die Polizei. Das Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung ist eingeleitet

In Magdeburg wurden, wie das zuständige Polizeirevier am gestrigen Montag vermeldete, bereits am Freitag zwei Junge Männer in einem PKW angehalten und kontrolliert. Grund: Sie hatten lautstark Gigi D’Agostinos «L’amour Toujours» abgespielt «bei dem ein volksverhetzender Inhalt mitgesungen wurde», heisst es in der Meldung der Polizei.

Gegen 20:15 Uhr fuhren die zwei Insassen in ihrem Auto am Magdeburger Dom entlang. Durch die geöffnete Scheibe des Beifahrerfensters vernahm ein Zeuge das Lied von Gigi D’Agostino auf das «Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!» gesungen wurde. Ob die Insassen selbst mitgesungen haben oder ob es sich um eine abgewandelte Version des Dance-Klassikers handelt, geht nicht eindeutig aus der Meldung der Polizei hervor.

Der Zeuge informierte daraufhin die Polizei. Der Wagen wurde wenig später in einer anderen Strasse gestoppt und kontrolliert. Hierbei wurden sowohl der PKW als auch die Männer auf mögliche Tonträger durchsucht. Ihre Mobiltelefone wurden als «mögliche Tatmittel» beschlagnahmt. Gegen die zwei Männer aus Magdeburg im Altger von 22 und 27 Jahren wurde zudem ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet.

Die deutsche Meldekultur lebt. Nach Corona scheint es ein neues Betätigungsfeld für aufmerksame Mitbürger zu geben. Man wünscht sich nur, dass dieselben eine ähnliche Aufmerksamkeit an den Tag legen würden, wenn es um Kalifatsforderer und Antisemiten geht, aber vermutlich ist hier die Angst grösser, dass man einen auf die Mütze bekommt.

Auf jeden Fall ist es beachtlich, womit sich die Polizei in 2024 in der Bundesrepublik beschäftigen muss und dass auch noch Tage nach dem vermeintlichen Skandal von Sylt immer noch niemand verstanden zu haben scheint, was ein Meme bzw. Internettrend ist, der durch Verbote und solche höchst lächerlichen Ereignisse wie in Magdeburg erst recht an Fahrt aufnimmt. Reaktanz nennt man das, aber jeder blamiert sich so gut er kann.

Vor allem der Deutsche in seinem Nazi-Verfolgungswahn.

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28.05.2024
Nach Sylt überschlugen sich deutsche Politiker mit schnellen und entsetzten Reaktionen. Die tägliche Gewalt in deutschen Städten hingegen ist ihnen keine Zeile wert

Der Einkauf an einem Kiosk in der Innenstadt von Paderborn wird für den 30-jährigen Martin K. zum Todesurteil.

Drei Jugendliche provozieren ihn, bevor einer von ihnen zuschlägt. Als das Opfer am Boden liegt, tritt das Trio weiter auf ihn ein. Tage später stirbt Martin K. an seinen schweren Verletzungen.

Zwei der drei mutmasslichen Täter wurden identifiziert, sind aber verschwunden. Es handelt sich um einen Tunesier (18) und einen Marokkaner (17).

Es ist der jüngste Fall dieser Art in einer langen Reihe. Er hat in den deutschen Medien Wellen geworfen. Nicht aber in der Politik.

Ganz anders im Fall Sylt, wo einige Partygäste fremdenfeindliche Parolen skandierten. Hier überschlugen sich prominente Politiker mit Reaktionen.

Ex-CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet forderte, dass in solchen Fällen die Namen immer öffentlich werden und Konsequenzen wie der Jobverlust folgen.

Tonja Wojahn, Abgeordneter der Grünen in Berlin, will für solche Leute eine neue Heimat finden: «Sibirien ist immer eine Option.» Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) schlägt vor, in Fällen wie dem in Sylt «vielleicht auch mal die Höchststrafe» anzuwenden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer «wohlstandverwahrlosten Parallelgesellschaft», die sich in Sylt getroffen habe. Der Partygesang sei «widerwärtig und menschenverachtend» gewesen.

Angesichts dieser sehr schnellen und eindeutigen Reaktionen stellt die Zeitung Bild fest, der Politik sei «der Kompass verrutscht». Denn sie schweige bei «Messerattacken, Vergewaltigungen, gern auch in der Gruppe, Massenschlägereien oder Gewaltakten»

Die Frage ist, was das Land mehr beschäftigen müsste: Ein paar Betrunkene in einem Club auf einer Ferieninsel oder die tägliche Gewalt? Die von Faeser beschriebene Parallelgesellschaft ist Realität. Allerdings ganz anders als von ihr beschrieben.

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27.05.2024
Die betrunkenen Gröler von Sylt verlieren ihren Job und werden im Netz gejagt. Ihre Gesichter sind überall zu sehen. Judenhasser, die sich Adolf Hitler zurückwünschen, werden von den Medien aber geschützt

Die Aufnahmen von Touristen auf der deutschen Ferieninsel Sylt gehen viral. Eine ausgelassene und sichtlich betrunkene Truppe skandierte dort fremdenfeindliche Sprüche.

Bereits haben mehrere der im Video offen gezeigten Personen ihren Job verloren. In den sozialen Medien herrscht eine regelrechte Treibjagd auf sie.

Die Bild-Zeitung hat nun Aufnahmen von einer Beachparty in einem Dorf im Bundesland Sachsen nachgeliefert. Auch dort sind Rufe wie «Ausländer raus» zu hören. Die Personen in dem Clip sind ebenfalls teilweise gut erkennbar, die Gesichter sind nicht verfremdet.

Ein anderer Massstab gilt, wenn Fremdenhass und Nazitum auf ein weiteres Phänomen stossen: Israel-Hass und Unterstützung des Hamas-Terrors.

In einem anderen Beitrag ebenfalls auf Bild zu sehen sind junge Männer, die munter Parolen vermischen. Sie skandieren vor der Kamera «Free Palestine» und fordern gleichzeitig: «Wir wollen Hitler zurück» und «Vergast die Juden». Zudem hinterliessen sie Sprayereien auf Fassaden wie «Fuck Israel».

https://twitter.com/hartes_geld/status/1794834975843315995?s=12&t=QmFOFTkhv2sR0t7_rBwCYA

Was auffällt: Die Gesichter der Männer werden sorgfältig verpixelt. Keiner von ihnen ist zu erkennen. Obschon sie nicht versteckt gefilmt werden, sondern direkt in die Kamera sprechen und sichtlich wollen, dass ihre «Meinung» gehört wird.

Bei den Medien vogelfrei sind offenbar ausschliesslich Deutsche, die «Deutschland den Deutschen» rufen. Migranten, die Juden vernichten wollen, müssen hingegen geschützt werden. Einen Existenzverlust hat keiner von ihnen zu befürchten.

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24.05.2024
Zugegeben, das Sylt-Suff-Video mit Nazi-Parolen ist mehr als daneben. Aber der selektive Betroffenheits-Kult der deutschen Politiker ist heuchlerisch

Wer sich aus der Politik äussert, wenn betrunken junge Menschen auf Sylt – zugegeben – geschmacklose Naziparolen auf einen Song von Gigi D’Agostino grölen:

Bundeskanzler Olaf Scholz
Bundesinnenministerin Nancy Faeser
Bundesjustizminister Marco Buschmann
Grünen-Chefin Ricarda Lang
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai
Die Bürgermeister der Gemeinden von Sylt
Schleswig Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther
Der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein Christoph Vogt
Die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung Reem Alabali-Radovan
Die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman
Die Co-Chefin der Grünen-Jugend Svenja Appuhn

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole:

Allein im Mai wurden drei Männer auf offener Strasse in Deutschland von Jugendlichen totgeprügelt. Zu den täglichen Messerattacken und Gruppenvergewaltigungen hört man von denselben Politikern ebenso wenig, wie zu diesen brutalen Attacken. Wenn Islamisten das Kalifat ausrufen, lässt man sie gewähren. Genau wie die antisemitischen Pro-Pali-Demonstranten, die die Bundesrepublik gerade das zweite Mal nach dem Dritten Reich zu einer Angstzone für Juden erklären.

Das Schweigen der Politik angesichts des sich mittlerweile täglich vollziehenden Terrors in Deutschland in Form von Messer- und Prügelattacken, sexuellen Übergriffen und Co. und der Gratismut der sogenannten Zivilgesellschaft in Form von Influencern und anderen «Promis», die sich selektiv betroffen immer nur dann äussern, wenn man nichts zu befürchten hat, wird immer unerträglicher.

Dabei geht es nicht darum, dass das, was dort gegrölt wurde, nicht geschmacklos und verachtenswert ist. Es geht darum, dass hier Menschen die Politik und den öffentlichen Diskurs bestimmen, die Snobs in Segelschuhen anscheinend für eine grössere Bedrohung für die Freiheit und Demokratie in diesem Land halten, als Menschen, die das Kalifat fordern, Israel hassen oder völlig verroht auch dann noch auf ihr Opfer eintreten, wenn dieses bereits bewusstlos am Boden liegt.

Wie schrieb Ulf-Poschardt heute so schön auf X: «An dem lächerlichen Aufstand über das unappetitliche Sylt-Video merkt man mal wieder, dass niemand Faserland gelesen hat.»

Die betrunkenen Ralph-Lauren-Jünger werden morgen wieder FDP wählen, während die Islamisten übermorgen für die Scharia stimmen. Wer wie Moderatorin Lola Weippert das Sylter Video als das «schlimmste Video», das sie je gesehen hat, bezeichnet, der hat viel nachzuholen. Angefangen bei der ermordeten Shani Louk auf dem Truck der Hamas-Terroristen bis hin zum Messerangreifer von Würzburg.

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