Wer als Pfarrer aus der Reihe tanzt, hat Konsequenzen zu befürchten. Solche zu spüren bekommt gerade Lothar Mack, ein reformierter Pfarrer, der in Deutschland und der Schweiz inzwischen freiberuflich tätig ist.
Mack gilt als ein kritischer Zeitgenosse, der auch seine eigenen Kollegen zuweilen nicht verschont. «Kirchenleitungen sprechen heute fast nur noch von ihren ‹Werten›, aber nicht mehr von ihrem Auftrag», sagt Mack, der in der Corona-Zeit wegen seiner Kritik wiederholt Aufsehen erregt hat. Den Kirchen wirft er vor, jedem politischen Zeitgeist hinterherzulaufen und staatliches Handeln klerikal zu legitimieren.
Wegen seiner Kritik, die er regelmässig auf unterschiedlichen Kanälen äussert, gilt Mack inzwischen als eine Art Häretiker. Ganz besonders der Reformierten Landeskirche Aargau. Dort ist Mack in den vergangenen Jahren für mehrere Kirchgemeinden im Kanton tätig gewesen. Doch nun ist Schluss.
Im Aargau will man künftig nicht mehr mit dem kritischen Pfarrer zusammenarbeiten. Sein Aktivismus sei «nicht vereinbar mit den Werten, die wir als Reformierte Kirche Aargau vertreten», schrieb ein hochrangiger Leiter der Landeskirche jüngst in einer E-Mail-Nachricht an Mack, die der Weltwoche vorliegt. Diese Entscheidung beruhe auf Macks «politisch-religiösem Engagement».
Mack zeigt sich erstaunt über die Argumentation: «Ich frage mich, mit welchen Werten mein Handeln unvereinbar ist. Meinen die vielleicht ihre Staatstreue?»
Darauf angesprochen, was an Macks Engagement nicht mit jenen Werten zu vereinbaren sei, schweigt die Pressestelle der Landeskirche. Über das Vorgehen ist der Pfarrer, dessen Gottesdienste geschätzt waren, nicht gänzlich überrascht.
Bereits im April 2020 stand er hierzu ein erstes Mal im Konflikt mit der Reformierten Landeskirche Aargau. Damals hatte er eine Beisetzung in Seon abgehalten. Von den Kindern der Verstorbenen erfuhr er, dass diese sich im Heim nicht mehr von ihrer todkranken Mutter hatten verabschieden dürfen – eine Praxis, die damals in vielen Heimen vorherrschte und von der Landeskirche gestützt wurde.
Mack bezeichnete das als das «Grauen pur!» und übte intern Kritik. Jedoch ohne Erfolg. Das Ganze bewog den Pfarrer schon im Mai 2020 dazu, öffentlich scharf gegen die Kirchen zu schiessen. In einer Streitschrift forderte er sie auf, sich nicht mehr als «willige Vollstrecker einer zwielichtigen Politik» zu betätigen, sondern die «Seite zu wechseln».