Alt Botschafter Theodor Winkler, der frühere Direktor der beiden Zentren für Sicherheitspolitik und für gute Regierungsführung in Genf, wo man über Frieden, Sicherheit und Stabilität nachdenkt, hat in einem Beitrag in der NZZ eine Lanze gebrochen für das internationale Genf.
Man finde hier genau die Expertenbasis, welche einen Beitrag leisten könne bei der Lösungsfindung der anstehenden globalen Probleme wie Migration oder künstliche Intelligenz. Statt wie heute den Postboten zwischen zwei verfeindeten Staaten zu spielen, solle man neue gute Dienste anbieten, mit denen man die grossen Zukunftsfragen anpacken könne – so etwa die Kurzfassung seines seitenlangen Meinungsstückes.
Auf glitschiges Terrain wagt sich Winkler allerdings vor, wenn er findet, die Schweiz solle auch ihre Neutralitätspraxis überdenken und modernisieren. Seiner Meinung nach soll unser Land «im selben Jahrhundert politisieren wie unsere Nachbarn und Partner». Er will uns damit sagen, dass unsere Art des Politisierens von gestern und vorgestern ist.
Meint er das im Ernst?
Aber wenn es so wäre, fahren wir damit immer noch besser, als wenn wir uns den EU-Staaten angleichen würden. Die Neutralität gehört zur DNA der Schweiz. Politisieren wie unsere Nachbarn würde ausserdem bedeuten: schlechte Haushaltsführung, hohe Arbeitslosigkeit und Inflation, keine politische Stabilität, Einmischung in kriegerische Konflikte.
Auf ein solches zeitgemässes Politisieren können wir getrost verzichten.