Reporter des Blicks hatten Gelegenheit, mit Verwandten des 15-jährigen Tunesien-Schweizers zu sprechen, der am späten Samstagabend einen 50-jährigen orthodoxen Juden mit fünfzehn Stichen schwerstens verletzt hat.

Der Vater, der mit der grossen Familie in einem Mehrfamilienhaus im Bezirk Dielsdorf lebt, wollte zwar nicht mit dem Blick reden. Etwas gesprächiger gaben sich Verwandte des radikalisierten Muslims. Sie alle stünden unter Schock. Niemand habe so etwas vorausgesehen, von einer möglichen Radikalisierung hätten sie «nichts gewusst».

Die Angehörigen übten Kritik an der Oberstufen-Schule, die der mutmassliche Täter besucht hat. Diese Schule hätte merken müssen, dass mit dem Jugendlichen etwas nicht stimmt. Gemeint sind die betreffenden Mitschüler und Lehrer.

Auch den Hausarzt, in dessen Behandlung der Teenager stand, trifft gemäss den Verwandten eine Mitschuld. Denn dieser Mediziner hätte näher hinschauen müssen. Zwar sei der Junge nicht eigentlich krank gewesen, er leide aber unter einer Art Autismus.

Ein grosser Teil der Verantwortung liegt also laut Ansicht des familiären Umfelds ausserhalb von jener des Täters selber und seiner Familie. Auf der Anklagebank sitzen jetzt Lehrer, Mitschüler und Arzt. So wie eben in einem modernen Sozialstaat die Verantwortlichkeiten offenbar zugeteilt werden.

Dieser zeitgemässen Klage des familiären Umfelds des Messerstechers über die umgebende Gesellschaft kann man  zumindest eines nicht absprechen: ein erhebliches Mass an sozialstaatlicher Integration.