Die Schlüsselfiguren in Trumps neuem Team zeigen: Die Apokalyptiker in Europa liegen falsch.

Die Nominationen widerlegen jene, die behaupteten, Trump werde seine Verbündeten in Europa im Stich lassen. Er werde Amerikas Präsenz auf der Welt zurückfahren. Und sich dem eigenen Land zuwenden.

«Amerika zuerst» ist nicht «Amerika für sich». «Amerika zuerst» ist nicht «Amerika allein».

Zwei Personalentscheide unterstreichen, dass Trump als internationaler Player agieren will.

Aussenminister Marco Rubio und der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz sind beide keine Isolationisten.

«Er ist ein wahrer Freund unserer Verbündeten und ein furchtloser Krieger, der vor unseren Gegnern niemals zurückweichen wird», sagte Trump über Rubio.

Rubio ist stellvertretender Vorsitzender im Geheimdienst-Ausschuss und hat sich in seinen vierzehn Jahren als Senator einen Ruf als aussenpolitischer Hardliner erworben.

Er lässt sei Jahren keinen Zweifel, wer Amerikas Konkurrent Nummer eins ist: «Die Bedrohung, die dieses Jahrhundert bestimmen wird, ist China.» Und Waltz ist einer der schärfsten China-Kritiker im Kongress.

Trumps Fokus liegt auf China. Im Wahlkampf hat er versprochen, auf Importe aus China Zölle bis zu 60 Prozent zu erheben. Das wäre ein herber Schlag für Xis Wirtschaftspolitik, mittels welcher er den Weltmarkt mit billigem Stahl, Solarzellen und Elektrowagen flutet.

Wenn der Fokus auf China liegt, was bedeutet das für Russland und dessen Krieg in der Ukraine?

In der Ukraine finde ein sinnloses Sterben statt, der Krieg solle aufhören, besser heute als morgen. Diese Sicht vertritt Trump seit langem und dezidiert.

Will auch heissen, ein Konflikt mit Russland bindet Kräfte, die Trump lieber gegen China aufwenden würde. In Peking sieht er den wichtigsten geopolitischer Rivale der USA.

Entsprechend haben sich die aussenpolitischen Schlüsselfiguren in Trumps neuem Kabinett geäussert: Herunterfahren der Finanzhilfen an Kiew, forcierte Suche nach einem Waffenstillstand.

«Ich denke, dass die Ukrainer unglaublich mutig und stark waren, als sie sich gegen Russland gestellt haben. Aber am Ende finanzieren wir hier einen Patt-Krieg, und der muss beendet werden, sonst wird das Land um hundert Jahre zurückgeworfen», sagte Rubio unmittelbar nach Trumps Wahlsieg. «Das heisst nicht, dass wir das, was Wladimir Putin getan hat, feiern oder uns darüber freuen, aber ich denke, dass hier auch ein gewisser gesunder Menschenverstand vorhanden sein muss.»

Auch Waltz drückte öffentlich seine Unterstützung für Trumps Bemühungen aus, den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Medien spekulieren über ein «umgekehrtes Nixon-Szenario»: Nixon suchte in den 1970er Jahren Amerikas Nähe zu China, um die Sowjetmacht einzudämmen. Nun könnte Trump eine Annäherung an Russland suchen, um die Achse Moskau–Peking zu sprengen. Und so den Fokus auf den Rivalen in Fernost zu richten.

Wie immer sich Trumps Aussenpolitik neu kalibrieren wird, er wird seine langjährigen Verbündeten nicht fallen lassen.

Trump sei nicht gegen die Nato, aber es müsse «eine echte Allianz sein», sagte Rubio jüngst auf Fox News. «Und die reichen Länder in diesem Bündnis müssen ihren fairen Beitrag leisten. Schliesslich sind sie am nächsten an dem Problem dran.»