Die Nato gilt in der Medienöffentlichkeit als «Verteidigungsbündnis». Doch schon der Begriff «Verteidigungsbündnis» verzerrt die Realität.

Die Nato ist bei aller «Verteidigungsfähigkeit» in erster Linie eine militärische Frontorganisation für hegemoniale geostrategische Interessen. Das propagandistische Bild der North Atlantic Treaty Organization zieht seine Kraft aus der Angst vorm «bösen Russen», das seit vielen Jahrzehnten gezeichnet wird.

«Was ist, wenn Russland in Europa einmarschiert?» ist eine jener zentralen Fragen, die das Motiv der Angst vor einem Russland, das nur auf die Gelegenheit lauert, die Länder Europas zu unterjochen, nährt. Wahrscheinlich wollen bei Vorstellungen dieser Art die ewigen kalten Krieger und notorischen Russenhasser am liebsten sofort die Generalmobilmachung einleiten. Dabei übersehen zumindest jene, die die Propaganda dahinter nicht begreifen, dass Nato-Staaten mit ihren Bomben auf Serbien oder den Irak nicht «verteidigt» haben. Schliesslich: Die Länder haben sie nicht angegriffen.

Nato-Staaten waren Angreifer – auch wenn die öffentliche Darstellung sie als barmherzige Samariter zeichnete. Auch der sich immer weiter vollziehende Expansionsdrang des «edlen» Bündnisses sollte jedem Analysten zeigen, woher der Wind weht.

Die Nato wurde 1949 gegründet und umfasste zwölf Mitgliedsstaaten. In neun Erweiterungen innerhalb von rund 74 Jahren ist die Nato nun auf 31 Staaten angewachsen. Jüngstes Mitglied: Finnland. Spätestens seit dem Ende des Warschauer Pakts hätte die Nato abgewickelt werden können – wenn ihr Motiv denn tatsächlich die Angst vorm grossen, bösen Russland gewesen wäre. Stattdessen: Ausdehnung. Immer weiter in Richtung Russland.

Was wäre, wenn Russland ein vergleichbares Militärbündnis mit Staaten in Süd- und Lateinamerika eingegangen wäre? Was passierte, als Russland 1962 ein paar Atomraketen auf Kuba stationieren wollte, ist bekannt. Überall auf der Welt, wo es um geopolitische Einflusszonen geht, sind Nato-Staaten militärisch auf die eine oder andere Weise aktiv. Bei Lichte betrachtet ist die Nato der verlängerte Arm einer eiskalten geostrategischen Machtpolitik.

Gut, dass die Schweiz sich dem nicht anschliesst.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.

Die 3 Top-Kommentare zu "Barmherzige Samariter mit Expansionsdrang: Die Nato ist kein Verteidigungsbündnis, sondern der verlängerte Arm einer eiskalten geostrategischen Machtpolitik"
  • gonzo der grosse

    Genauso wie die EU kein Friedensbündnis ist.sondern eine knallharte Diktatur

  • nasowas

    Die Schweiz wird früher oder später in diesem Sumpf aufgelöst. Die Neutralität wurde aufgegeben, als die Schweiz der UNO beitrat. Von da ging es schleichend bergab. Die schweizer Neutralität ist nur noch ein Mythos, von dem man zehren möchte.

  • omg

    Die NATO ist eine unipolare Weltführung. Vorteil: Verteidigungsbündnis Nachteil: Imperium USA befiehlt Die Konkurrenz ist die multipolare Weltführung BRICS+. Vorteil: jedes Mitglied ist souverän und wird so wie es ist respektiert Nachteil: noch kein Verteidigungsbündnis Momentan muss die NATO kriegen für die Aufnahme von neuen Mitglieder (Ukraine, Moldawien, Georgien) Die BRICS+ wird regelrecht überrannt mit Aufnahmebewerbungen.