Seit Jahren beobachtet die Uno-Hauptabteilung für Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten (Desa) die Bevölkerungsentwicklung und versucht mit ihren Schlussfolgerungen und Empfehlungen die Regierungen zu unterstützen. Der 28. Bericht basiert auf Daten und Volkszählungen von 237 Ländern, die bis 1950 zurückreichen.

Wie lauten die zentralen Erkenntnisse?

  1. Die Weltbevölkerung soll noch fünfzig bis sechzig Jahre weiterwachsen und Mitte der 2080er Jahre einen Höchststand von rund 10,3 Milliarden Menschen gegenüber 8,2 Milliarden 2024 verzeichnen – dies bedeutet ein Plus von 26 Prozent. Danach soll die Weltbevölkerung bis Ende des Jahrhunderts wieder leicht auf 10,2 Milliarden sinken. Das wären 6 Prozent oder 700 Millionen Menschen weniger als noch vor zehn Jahren geschätzt. Zudem soll das Bevölkerungsmaximum früher als bisher erwartet erreicht werden.
  2. In 63 Ländern mit 28 Prozent der heutigen Weltbevölkerung überschreitet die Bevölkerungszahl bereits vor 2024 ihren Höhepunkt, in weiteren 48 Ländern mit 10 Prozent der Weltbevölkerung – darunter Brasilien, der Iran, die Türkei und Vietnam – wird dies zwischen 2025 und 2054 der Fall sein. In den verbleibenden 126 Ländern wird die Bevölkerung zwar bis 2054 weiterwachsen, aber spätestens nach 2100 ebenfalls ihren Höhepunkt durchlaufen haben. Für 52 Länder wird die Immigration der Haupttreiber des Bevölkerungswachstums bis 2054 sein – insbesondere für Australien, Kanada, Katar, Saudi-Arabien und die USA.
  3. Frauen bekommen heute im Durchschnitt ein Kind weniger als um 1990. Derzeit liegt die globale Fertilitätsrate bei 2,3 Geburten pro Frau im gebärfähigen Alter gegenüber 3,3 im Jahr 1990. In mehr als der Hälfte aller Länder weltweit liegt die Fertilitätsrate unter 2,1 Geburten, dem erforderlichen Niveau, damit eine Bevölkerung ohne Migration langfristig konstant bleibt. Seit Ende der Covid-19-Pandemie steigt die globale Lebenserwartung wieder an. Weltweit erreichte sie 2024 bei Geburt 73,3 Jahre – ein Anstieg von 8,4 Jahren seit 1995. Bis 2053 soll die Lebenserwartung auf rund 77,4 Jahre zulegen. Das tönt nach wenig, aber deshalb wird die Rentenbezugszeit bei einer Pensionierung im Alter von 65 Jahren von 8,3 auf 12,4 Jahre (+50 Prozent) ansteigen.
  4. Die Zahl der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren wird von fast 2 Milliarden im Jahr 2024 auf einen Höchststand von rund 2,2 Milliarden in den späten 2050er Jahren steigen. Deshalb wird die absolute Zahl der Geburten weiter zunehmen, auch wenn die Zahl pro Frau weiter fällt. Die heutige vielerorts noch jugendliche Altersstruktur wird bis 2054 rund 79 Prozent zum Bevölkerungswachstums beitragen, was etwa 1,4 Milliarden Menschen entspricht.
  5. In etwa hundert Ländern wird die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (zwischen 20 und 64 Jahren) bis 2054 wachsen, was vielen Ländern ein Zeitfenster öffnet, den Wohlstand voranzutreiben. Um diese Chance zu nutzen, müssen die Länder allerdings in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur investieren und Reformen durchführen, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Effizienz der Regierung zu verbessern.
  6. Bis Ende der 2070er Jahre wird die Weltbevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter voraussichtlich 2,2 Milliarden erreichen. Sie wird damit die Zahl der unter 18-Jährigen übersteigen. Mitte der 2030er Jahre wird die Zahl der über 80-Jährigen auf 265 Millionen zulegen und die Zahl der Kleinkinder (ein Jahr oder jünger) übertreffen. Die Zahl der Menschen über 65 Jahre wird bis 2100 von knapp 9 Prozent der Weltbevölkerung auf 21 Prozent (hochentwickelte Länder von 21 auf knapp 30 Prozent) ansteigen. Länder, die sich in einem fortgeschritteneren Stadium der demografischen Alterung befinden, sollten den Einsatz von Technologie zur Steigerung der Produktivität forcieren. Sie sollten auch mehr Möglichkeiten für lebenslanges Lernen und Umschulung schaffen, Belegschaften aus mehreren Generationen unterstützen und Möglichkeiten zur Verlängerung des Arbeitslebens für diejenigen schaffen, die weiterarbeiten können und wollen.

Die übrigen Empfehlungen der Uno sind hingegen zumindest fragwürdig, denn einerseits werden Massnahmen zur Geburtenbeschränkung wie die Geschlechtergleichstellung und Stärkung der Rolle der Frau, Zugang zur Verhütungsmedizin, Anhebung des gesetzlichen Heiratsalters, Familienplanung, empfohlen. Andererseits sollen bevölkerungsmässig schrumpfende Länder die soziale Sicherheit massiv ausbauen (Elternurlaub, flexible Arbeitszeit, erschwingliche Kinderbetreuung, umfassende Betreuung der alternden Bevölkerung, gleichmässige Verteilung der Pflege- und Haushaltspflichten, wirtschaftliche Sicherheit von Männern und Frauen im Alter).

Wie dieser Ausbau der Umverteilung bei einer schrumpfenden und immer weniger arbeitenden Bevölkerung finanziert werden soll, darüber schweigen sich die steuerbefreiten Uno-Beamten aus.