Aussenminister Ignazio Cassis und sein Departement für äussere Angelegenheiten (EDA) haben die Einladungen für die Friedenskonferenz vom 15./16. Juni auf dem Bürgenstock verschickt, wie am Donnerstag bekannt wurde.

Die Schweiz hat im Namen des ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj insgesamt über 160 Delegationen eingeladen – darunter G-7- und G-20-Staaten sowie Länder des globalen Südens, den Europarat sowie Vertreter des Vatikans und den Patriarchen von Konstantinopel, um nur ein paar zu nennen.

Russland ist nicht eingeladen.

Ob China teilnehmen wird, darf man bezweifeln, obwohl sich das EDA optimistisch gibt. Offiziell abgesagt hat China aber nicht.

Das Ziel dieser angeblichen Friedenskonferenz ist allerdings etwas schräg: Man will nämlich die mit Russland befreundeten Staaten (Indien, Brasilien, Südafrika) auf die Ukraine einschwören. Oder wie es das EDA nennt: bei diesen Staaten mehr Verständnis für die Ukraine wecken.

Ein paar Staaten einladen ist das eine, wer dann tatsächlich in die Zentralschweiz reisen wird, das andere. Machtentscheidend kann auch sein, wer nicht eingeladen wird, zum Beispiel die Kriegspartei Russland. Vieles spricht dafür, dass der Anlass zum grossen, superteuren Flop wird. Man wird ein bisschen Hof halten, einseitige Konzepte fabrizieren, bei Häppchen und Cüpli sich gegenseitig zuprosten – und dann ohne Resultate wieder abreisen.

Während der Ukraine-Krieg, inzwischen muss man wohl von einem Zermürbungskrieg sprechen, ohne Hoffnung auf Waffenstillstand weitergeht.

Wer noch Chancen auf dem Schlachtfeld sieht, wird den Kampf fortsetzen, solange es geht, schreibt der Professor für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Freiburg im Breisgau, Jörn Leonhard, in seinem Buch «Über Kriege und wie man sie beendet». Beim Ukraine-Krieg glauben aktuell beide Seiten, also Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj, noch, dass sie siegen können. Entsprechend wird aufgerüstet.

So soll auf ukrainischer Seite eine Gesetzesänderung der Regierung in Kiew ermöglichen, mehr Soldaten einzuberufen. Die USA haben ausserdem ein Hilfspaket zum Kauf von Rüstungsgütern in Höhe von 60 Milliarden Dollar geschnürt. Russland wiederum ist euphorisiert über kleine Geländegewinne und verfügt offenbar über genügend Ressourcen, auch weiterhin eine derartige kriegerische Auseinandersetzung zu führen.

Einiges deutet darauf hin, dass man derzeit weit entfernt von einem Kippmoment (Leonhard) ist, wo die Akteure aufgrund fehlender Ressourcen Frieden suchen. Erschwerend kommt dazu, dass Selenskyj mit seinen Vorstellungen von Frieden eine Hypothek für diese Konferenz ist.

Das Gescheiteste wäre, den ukrainischen Staatspräsidenten wieder auszuladen.