Friedrich Merz on fire!

Eigentlich hatte es bei der Aussprache zur Regierungserklärung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) um das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den milliardenschweren Kredit-Tricksereien der Bundesregierung gehen sollen, doch der Unions-Fraktionschef, der da um kurz nach zehn Uhr in die Arena des Plenarsaals im Berliner Reichstag trat, war nicht mehr derjenige, der bislang seine Attacken noch immer pflegeleicht in staatstragende Unterstützung der Ampel-Politik für die Bundeswehr oder Ukraine einzubetten wusste.

Merz beschrieb nicht nur das Haushaltsdesaster der Ampel («Sie haben die Manipulation unserer Verfassung schon im Koalitionsvertrag festgeschrieben»), sondern schaltete mittendrin um auf Frontalangriff gegen Scholz. Der sei «ein Klempner der Macht», rief Merz ins empörte Regierungsrund und meinte es nicht als Handwerker-Lob.

«Sie. Können. Es. Nicht», setzte er im besten Merz-Stakkato nach, um dann noch einmal nachzutreten: «Die Schuhe Ihrer Vorgänger sind Ihnen mindestens zwei Nummern zu gross!»

Selbst die AfD applaudiert stellenweise, als Merz so richtig in Fahrt kommt. Er bietet der Koalition seine Unterstützung an, wenn sie die 5000 Beamtenstellen streichen wolle, die mit der «Kindergrundsicherung» geplant seien, oder das Heizungsgesetz komplett kippen und bürokratischen Irrsinn stoppen … Eine vergiftete Liste der Ampel-Selbstaufgabe, für die die Union auch gar nicht gebraucht wird.

Es ist das Timing, das diesen Auftritt so hart, gnadenlos und souverän wirken lässt. Selten war Merz so synchron mit der Anti-Scholz-Stimmung im Land. «Absturz eines Besserwissers» titelte der Spiegel, und aus dem Verantwortungs-Merz wird der Attacken-Merz mit Klitschko-Qualitäten. Er nimmt den ahnungslosen Wirtschafts- und die belehrende Aussenministerin gleich mit unter Feuer, und hat für Feinschmecker protokollarischer Bosheiten noch das Angebot an den Kanzler parat: «Wenn Sie mit uns reden wollen, dann kommen Sie gern zu mir …»

Zweimal bin ich zu dir gekommen, soll das heissen, das ist jetzt vorbei. Wenn du was willst, hat sich der Dienstweg geändert.

Längst wartet das Publikum draussen im Land auf das Ampel-K.-o. in der nächsten Runde. Merz weiss das. Wenn Scholz und die Ampel so weitermachen, «dann werden wir alles dafür tun, dass der Spuk ihrer Regierung so schnell wie möglich beendet wird».

Mit seiner zwischen Inhaltslosigkeit und Sturheit wechselnden Regierungserklärung hat Scholz dem Oppositionsführer eine Vorlage gegeben. Der hat sie verwandelt. Das Vertrauen der vielen enttäuschten Ex-Unionswähler hat er damit noch lange nicht zurückgewonnen. Aber er hat eine plausible Tonlage dafür gefunden. Nun muss die Union nur noch liefern.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "CDU-Chef Merz attackiert Kanzler Scholz: «Die Schuhe Ihrer Vorgänger sind Ihnen mindestens zwei Nummern zu gross!» – jetzt muss die Union nur noch liefern"
  • Edmo

    Die Union könnte umgehend liefern, wenn sie zusammen mit der AfD und der FDP der Ampel den Stecker ziehen und übernehmen würde. Doch Merz müsste über seinen Schatten springen und die AfD als Partner in einer bürgerlichen Koalition akzeptieren. Tut er das weiterhin nicht, sind seine Worte auch weiterhin nur Hülsen die bestenfalls der Unterhaltung dienen.

  • masinger55

    Ich zweifle daran, dass er liefert.

  • Padeno

    Was Merz da macht ist sicher nicht mehr als politisches Showbusiness.