Ja, er will. Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch machte in den letzten Tagen in verschiedenen Medien klar, dass er auch diesmal für das Amt eines Bundesrats bereitsteht. Erfahrungsgemäss können sich Ständeräte bei Bundesratswahlen – nicht zuletzt dank massivem Sukkurs ihrer Kollegen aus der kleinen Kammer – gute Chancen ausrechnen. Man nehme nur die Beispiele der letzten drei SP-Bundesräte Elisabeth Baume-Schneider, Alain Berset oder Simonetta Sommaruga.

Nun kommen Jositsch ausgerechnet ein paar Sekunden der letzten Bundesratswahlen in die Quere. Er hat es damals verpasst, angesichts von 58 auf ihn entfallenen Stimmen die Bundesversammlung aufzufordern, eine der offiziellen SP-Kandidatinnen zu wählen. Hätte er sich zu dieser Parteisolidarität durchgerungen, könnte es sich die SP-Fraktion jetzt unmöglich leisten, Jositsch nicht aufs offizielle Ticket zu setzen.

Doch der strategisch ansonsten geschickte Strafrechtler hat sich am 7. Dezember gründlich verzockt. Er hat angenommen, dass Eva Herzog gewählt werde und dass dann der Deutschschweizer SP-Sitz auf Jahre besetzt sein würde. Hätte er gewusst, dass mit Elisabeth Baume-Schneider eine Romande gewählt und dass Alain Berset schon ein Jahr später Geschichte sein würde, Daniel Jositsch wäre federnden Schrittes ans Mikrofon geeilt, um grossmütig seinen Verzicht zu erklären.

Nun hat er sich mit einer hadernden Fraktion auseinanderzusetzen, deren Mehrheit sich mit dem Zürcher schwertut. Sollte es Jositsch nicht auf das offizielle Ticket schaffen, dürfte es mit seinen Bundesratsambitionen vorbei sein. Denn keine Fraktion einer Bundesratspartei wird einem «wilden» Kandidaten zur Wahl verhelfen. Weil SVP, FDP und Mitte unbedingt wollen, dass die SP die Verantwortung für ihren Bundesrat tragen muss. Einen weiteren Samuel Schmid möchte man sich tunlichst ersparen.

Überhaupt haben sich die Bürgerlichen mit der Wahl vorgeblicher «Rechtsabweichler» aus der SP jeweils selber ein Bein gestellt. Sowohl Otto Stich wie Ruth Dreifuss wurden für die rechte Ratsseite schampar unbequeme SP-Bundesräte. Auch Daniel Jositsch müsste im Falle einer wilden Wahl seiner Partei stets aufs Neue beweisen, wie intensiv er das SP-Gedankengut in den Bundesrat trägt. Dies liesse etwa bezüglich Staatsausgaben und Europapolitik wenig Gutes erwarten.