Wer nicht um 3 Uhr in der Früh aufstehen wollte, musste bloss den Fliesstext auf CNN lesen: «Funktionär der Demokratischen Partei über Bidens Auftritt: ‹Nichts Gutes.›»

Der Sender hatte die Präsidentschaftsdebatte organisiert, die keine war.

Während neunzig Minuten bewies Joe Biden dem letzten verzweifelten Optimisten in seinem Camp: Die Zeit des 46. US-Präsidenten ist abgelaufen. Eine Zugabe darf es nicht geben.

Er stotterte, er haspelte, er verlor den Faden. Am schlimmsten sah er aus, wenn er gar nichts sagte. Wer immer bei CNN entschied, die Kandidaten über einen geteilten Bildschirm zu zeigen, gab Biden den Gnadenstoss.

Links Trump: Ausnahmsweise diszipliniert, redete nicht drein, kommentierte Bidens Aussetzer mit Grimassen. Rechts eine Art Mumie: starrer, eingefrorener Blick, Lippenzucken, apathisches Abwenden.

Nach wenigen Minuten kam der erste Hammer: Biden wanderte gerade durch seine Wirtschaftsbilanz, als es plötzlich den Überblick verlor: «Ich war in der Lage, mit dem Covid, entschuldigen Sie, mit allem fertig zu werden, womit wir zu tun haben …», so der 81-Jährige, bevor er mehrere Sekunden lang erstarrte.

«Endlich haben wir Medicare besiegt», fuhr er fort.

Trump reagierte prompt: «Ja, er hat Medicare besiegt. Er hat sie zu Tode geprügelt.»

Eine Debatte ist ein verbaler Schlagabtausch, ein Wettstreit der Argumente. Biden hatte nicht die Kraft dazu. «Alles, was er gesagt hat, ist eine Lüge.» «Ich habe nie so viel Mularkey gehört.» So versuchte er Trump zu kontern.

Bei wichtigen Themen wie schwarzen Wählern oder soziale Sicherheit war Biden ausgepowert, bevor die Hälfte seiner Redezeit abgelaufen war.

Mehr als eine Woche hatte man den Präsidenten für den Showdown trainiert. Man kannte die Themen. Auf der Bühne war Trumps Mikrofon abgeschaltet, während Biden sprach. Doch all das half nichts.

Es war eine historische Debatte insofern, als die Themen – so ernst sie sind – im Hintergrund blieben. Bidens fossile Performance stellte alles in den Schatten.

Nach verlorener Schlacht hiess es aus dem Biden-Lager, der Präsident sei erkältet. Ausreden, die klingen wie verzweifelte Seufzer.

Das Versteckspiel ist aus. Vor vier Jahren konnte Bidens Team ihn in einem Kellerloch verstecken. Doch jetzt sieht ganz Amerika, wie es um ihn steht.

Entsprechend aus dem Häuschen sind die Demokraten. Auf CNN, das historisch den Demokraten nahesteht und Biden mit Samthandschuhen begleitet, kannte man nach der Debatte nur noch ein Thema: Wer ersetzt Biden? Und wer sagt es Joe?

Lange hat man im Weissen Haus und in der Parteileitung jegliche Diskussion über einen Austausch des Kandidaten im Keim erstickt. Nach Bidens Havarie von Donnerstagnacht ist sie voll entbrannt.