Wohin man blickt, Nationalfeiertage sind auf der ganzen Welt Freudentage. Da wird die Unabhängigkeit gefeiert, der Sturz eines Tyrannen, eine Revolution.

Nach vielen tristen Jahren hatte auch Deutschland endlich einen solchen Freudentag, den 9. November 1989. Der Tag, an dem die Mauer fiel, liess keinen kalt.

Doch an diesem Tag wird in Deutschland nicht gefeiert, sondern getrauert, gebüsst, bereut. Der 9. November wurde kein Feiertag, weil das Datum schon besetzt war – vom Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 – einer von leider viel zu vielen Tagen, an denen Deutsche der Verbrechen der Nationalsozialisten gedenken.

In diesem Jahr war vom Mauerfall noch weniger zu hören als sonst. Für die Einheit hat man ja den 3. Oktober. Da zelebriert sich die Politik für einen gelungenen Verwaltungsakt. An den Befreiungsakt des Volkes wollte man sowieso nie erinnern.

Doch Deutschland wird nie im Reinen mit sich sein, solange es unfähig ist, sich über sich selbst zu freuen.