Ein paar kleine Inseln mitten im Indischen Ozean, die meisten menschenleer. Auf der grössten, Diego Garcia, betreiben die USA einen Militärstützpunkt. Ansonsten läuft dort gar nichts, denn die etwas mehr als 3000 Bewohner wurden im Kalten Krieg umgesiedelt. Die meisten von ihnen oder ihre Nachfahren leben seit fünfzig Jahren im südenglischen Crawley, wo sie längst assimiliert sind.

Bis jetzt gehörte der Archipel zu den Restbeständen des britischen Empire. Nun hat die neue Labour-Regierung die Souveränität an das mehr als 2000 Kilometer entfernte Mauritius abgetreten. An ein Land wohlgemerkt, das keinerlei historischen Anspruch auf diese Inseln erheben kann. Ausser dass es einst der gleichen britischen Kolonialverwaltung wie Chagos unterstanden war.

Soll niemand sagen, dieser Verzicht sei ein Schritt zur längst fälligen Dekolonialisierung. Denn die einst Vertriebenen hatten gar nichts dazu zu sagen. Der Deal wurde am Tisch zwischen den Beamten des britischen Aussenministeriums und Regierungsbeamten des Kleinstaates Mauritius ausgehandelt. Kein Wunder, dass die sogenannten Ureinwohner nun erneut nach Kompensation rufen, obgleich sie bereits reichlich entschädigt wurden. Denn mit Mauritius wollen sie nichts, aber gar nichts zu tun haben.

Gewiss, gemäss dem Vertrag behalten die USA ihren militärischen Stützpunkt die nächsten 99 Jahre. Was solche Vereinbarungen wert sind, hat man im Fall von Hongkong gesehen. Die von der Volksrepublik zugesagte Eigenständigkeit ist heute massiv eingeschränkt.

Im Fall von Chagos sind die aussenpolitischen Weiterungen besonders heikel, weil sie an der Zuverlässigkeit der britischen Regierung zweifeln lassen: Die Kelpers, die Einwohner der Falkland-Inseln, fragen sich zu Recht, was geschehen würde, wenn Argentinien ihre Inseln erneut besetzen würde wie 1982. Damals vertrieben die Briten unter der Führung der charismatischen Margaret Thatcher die Invasoren noch. Sehr zweifelhaft, ob dies noch einmal geschehen würde. Sicher nicht unter dieser Labour-Regierung.