Niemand hat die Absicht, das Bargeld abzuschaffen. Das beteuert die deutsche Regierung bei jedem Schritt, den sie unternimmt, um den Raum für Scheine und Münzen enger zu gestalten.
Innenministerin Nancy Faeser möchte eine Obergrenze für Bargeldzahlungen von 10.000 Euro einführen, Kollege Christian Lindner wirbt für die Einführung von «digitalem Bargeld». Faeser gibt als Grund Korruptionsbekämpfung an, Lindner erklärt den Digital-Euro zum Teil des Fortschritts.
Tatsächlich gibt es einen drängenderen Grund: Dieselbe Regierung macht sich gerade daran, das Bürgergeld einzuführen. Zwar versichert sie, Erwerbsarbeit lohne sich immer noch, auch für untere Lohngruppen. Arbeitnehmer vom Single bis zur Familie hätten durch diverse Zulagen einige Hundert Euro mehr in der Tasche als beim Bürgergeld.
Das heisst: Wer Bürgergeld bezieht, dem würde oft schon eine Woche Schwarzarbeit reichen, um mindestens auf die gleiche Summe zu kommen wie bei legaler Tätigkeit. Die Regel, die bisher viele vom Leistungsbezug abhielt – die Pflicht, erst das Ersparte einzusetzen – fällt beim Bürgergeld weitgehend weg.
Um eine Massenflucht in die Schwarzarbeit zu verhindern, liegt es nahe, eine Kontrollmauer zu errichten. Eine Bargeld-Grenze liesse sie sich nach und nach senken, ein Digital-Euro für Händler irgendwann zur Pflicht machen.
Falls physisches Geld weitgehend verdrängt werden sollte, käme es nicht zurück. Denn neben dem Staat würden auch alle datengetriebenen Unternehmen profitieren. Ein Bürger, der zwangsläufig eine breite Datenspur hinter sich herzieht: Das wäre auch ihr Ideal.
Innenministerin Nancy Faeser kann sich gemütlich zurücklehnen: mit dem deutschen Schlafschaaf kann sie machen, was sie will! Sollte ein 'Aussenseiter' dennoch aufmüpfig sein, aktiviert sie ihren Herrn Haldenwang.
Sozialhilfebezüger mit schwarzem Nebenerwerb fallen in den allermeisten Fällen unter die 10K-Grenze, ergo ist das Argument nicht stichhaltig. Es geht auch hier um den Mittlestand, leute die ohne Millionen zu verdienen in die höchste Steuerklasse fallen und sich durch undeklarierte Zustupfe ein paar Steuerprozente sparen. Inwieweit Steuerhinterziehung und/oder Steuervermeidung ethisch vertretbar sind oder nicht, misst sich in Teilen an der Steuergerechtigkeit und am Verwendungszweck.
Die Bankkonten und Kreditkarten der streikenden und demonstrierenden LKW-Fahrer im "demokratischen, freiheitlichen und rechtsstaatlichen" Kanada hat die dortige Regierung, gegen die demonstriert wurde, kurzerhand gesperrt. Wer nicht genug Bargeld hatte, mußte hungern, und seine Demo-Teilnahme beenden. Eine Bargeldabschaffung hilft also im Kampf gegen die Opposition, insbesondere gegen eine außerparlamentarische Opposition. Montags-Demos und Gelbwesten-Proteste wird es dann wohl nicht mehr geben.