Die radikal-islamische Hamas treibt ihren Psychoterror auf die Spitze.

Nach anderthalb Monaten und nach langem Feilschen will sie einen Teil der Geiseln frei lassen und spricht von einer «humanitären Geste». Rund fünfzig sollen in einer ersten Phase laut Abkommen häppchenweise zu ihren Familien zurückkehren, zehn bis zwölf Menschen pro Tag. Acht Mütter mit ihren dreissig Kindern und zwölf ältere Frauen dürfen in den nächsten Tagen hoffen, bald wieder zu Hause zu sein.

Israels Gegenleistung besteht unter anderem darin, dass die Armee, solange die Befreiungsaktion der Gekidnappten läuft, jeden Tag eine mehrstündige Feuerpause einlegen wird. Zudem werden für jede freigelassene Geisel drei palästinensische Gefangene aus ihren Zellen befreit. Somit werden in den nächsten Tagen 150 verurteilte palästinensische Terroristinnen und jugendliche Terroristen aus israelischen Gefängnissen entlassen.

Humanitäre Gesten, von denen die Hamas spricht, sehen anders aus. Sie will bis zuletzt die Namen, die auf der Liste stehen, nicht verraten. Leben die Menschen noch, oder sind sie bereit tot? Die Hamas hüllt sich auch dazu in Schweigen und spielt mit den Emotionen der Familien, die seit bald fünfzig Tagen auf ihre Liebsten warten und das Schlimmste befürchten müssen.

Dass in den nächsten Tagen rund vier Dutzend Menschen freikommen, bedeutet auch, dass die Hamas irgendwo im Gazastreifen weiterhin an die 200 Geiseln unter ihrer Kontrolle hat, die sie für künftige Verhandlungen als Pfand einsetzen kann. Die Erfahrung mit den Radikal-Islamisten zeigt, dass sie das mit Sicherheit tun werden: und zwar mit zynischer Grausamkeit.