Es gab Bratwurst, Wienerli, Kartoffelsalat, Käse- oder Spinatwähe. Dazu immerhin Wein. Damit wäre der wichtigste Aspekt der letzten Generalversammlung (GV) der einstmals stolzen Credit Suisse bereits erwähnt.

Bereits um 15.30 Uhr war das historische Ereignis zu Ende; die Aktionäre waren zwar wütend, enttäuscht, frustriert, dem Weinen nahe. Aber eigentlich ist ja schon von allen alles über dieses ungeheuerliche Versagen hochbezahlter Pfeifen gesagt worden.

Im Saal anwesend waren 1748 Aktionäre. Sie vereinigten 13 Millionen Stimmen auf sich. Pipifax im Vergleich zu insgesamt 1,6 Milliarden Aktienstimmen. Aber während normalerweise das Getobe im Saal und am Mikrofon keinen Einfluss auf die Abstimmungsergebnisse hat, war das diesmal anders.

Schon die Wiederwahlen des Verwaltungsrats erfolgten mit hauchdünnen Mehrheiten von jeweils knapp über 50 Prozent; fünf Verwaltungsräte hatten wohlweislich auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Noch enger wurde es bei der Vergütung. Die des VR wurde mit 50,42 Prozent angenommen. Aber die Geschäftsleitung fiel durch, Vergütung abgelehnt.

Das würde bedeuten, dass CEO Ulrich Körner und die anderen Nieten in Nadelstreifen 2023 ohne Grundgehalt arbeiten müssten. Aber sicherlich wird der Bank auch da noch ein letzter Winkelzug einfallen, es muss nicht gesammelt werden.

Der VRP Lehmann und der CEO Körner hielten jeweils eine von Corporate Communication geschnitzte Rede. Schuld sind alle anderen, die Umstände, die Zeit, die Vorgänger, wahrscheinlich auch das Wetter. Lehmann entschuldigte sich, fing dafür aber statt Applaus Pfiffe ein. Applaudiert wurde sowieso spärlich, es gab ja auch keinen Grund dafür.

Es wurde nicht einmal das Quorum von 50 Prozent der Stimmen erreicht, wie die Ablehnung einer Vergütung ein absolutes Novum. Es drückt aus, dass viele Grossaktionäre überhaupt nicht mehr an dieser GV interessiert sind; es ist ihnen völlig egal, was hier gehampelt und gelabert wird.

Denn die allerletzte Phase der Credit Suisse ist bereits eingeläutet. Sie wird sich in vielen Gerichtssälen der Welt abspielen. Rasieren der Aktionäre, 16 Milliarden Zwangswandelanleihen per Federstrich auf null abgeschrieben, keine Alternativen ernsthaft geprüft.

War das rechtens? Der Schweizer Steuerzahler wird’s erfahren – und notfalls berappen müssen.