Die Weltuntergangs-Jünger der «Letzten Generation» haben im Hintergrund eine solide Finanzierung ihrer Aktionen aufgebaut, die vom «Ich klebe mich auf der Strasse fest» bis zum «Ich beschmiere ein Gemälde mit Tomatensosse» reichen. Laut ihrem der Weltwoche vorliegenden Finanzbericht für das Jahr 2022 erzielten sie Einnahmen von 900.000 Euro, denen Ausgaben von 530.000 Euro gegenüberstanden. Im laufenden Jahr sind bisher 257.000 Euro an Spenden eingegangen.

Das Geld stammt oft von Privatpersonen, die durchschnittlich mit 50 Euro dabei sind und ihre Spende mit aufmunternden Worten begleiten, wie etwa eine gewisse Elena, die schreibt: «Nutzt das Geld für die Anwälte. Ich hoffe, ihr lasst die Kollegen im Knast nicht damit allein.»

Darüber hinaus erhält die Organisation Geld von der weltweiten Spendeninitiative «Climate Emergency Fund». In diesem Jahr sind laut dessen Initiatoren vier Millionen Euro an 39 internationale Klimaschutzorganisationen ausgezahlt worden. Spendenquittungen kann die «Letzte Generation» keine ausstellen, dazu fehlt ihr die anerkannte Gemeinnützigkeit.

Die Ausgaben verteilen sich laut Finanzbericht zum allergrössten Teil auf Mietkosten für Veranstaltungsräume, «emotionale Aufarbeitungsräume», Unterkünfte und Autos, die offenbar auch mal kaputtgehen: Jedenfalls findet sich unter den Ausgabeposten auch einer mit dem Titel «Hebebühnen».

Zweiter dicker Posten bei den Ausgaben ist das Material: Warnwesten müssen besorgt werden, damit die Aktivisten auf der Strasse rechtzeitig entdeckt werden. Und natürlich der Klebstoff.

Als grossen Erfolg feierte die «Letzte Generation» eine Klebstoffspende eines grossen deutschen – ungenannten – Herstellers in der Vorweihnachtszeit. Für Unmut bei den Aktivisten sorgte dagegen eine Aktion des Kaufhauses Woolworth, das ebenfalls kurz vor Weihnachten die ganz grosse Flasche mit Sekundenkleber aus dem Sortiment genommen hatte. Die Rechtskosten der Aktivisten-Organisation stiegen inzwischen leicht und lagen im vergangenen Jahr bei knapp 18.000 Euro.

Vieles ist inzwischen besser organisiert als in manchem Unternehmen. Wer mitmacht und ein paar Antworten zu seiner Motivation gibt, die die Organisatoren der «Letzten Generation» gut finden, kann für die Teilnahme an Aktionen seine Reisekosten und Spesen einreichen. Dazu hat die «Letzte Generation» ein eigenes «Erstattungsteam» gegründet, das inzwischen die Aktivisten freundlich anschreibt, was so klingt: «Um an verschiedenen Veranstaltungen, Versammlungen, Protesten, Prozessen teilnehmen zu können, ist es der Letzten Generation durch Spendeneinnahmen möglich, deine angefallenen Kosten zu erstatten. Es ist notwendig, dass du alle Rechnungsbelege aufbewahrst und gut abfotografierst, nur so können wir eine Auszahlung veranlassen. Alles, was du jetzt noch benötigst, ist ein LG-Account und eine Verifizierung durch deine Regio-Strategieperson, Widerstandsgruppen-Koordination oder AG-Koordination.»

Ebenfalls steigende Ausgaben verbucht die «Letzte Generation» mit im Jahr 2022 zuletzt 11.000 Euro für Weiterbildung. Was darunter zu verstehen ist, wird in einem Dokument sichtbar, in dem die Mitglieder ihre Erfolge penibel und sortiert nach Wochen auflisten. Für die elfte Kalenderwoche dieses Jahres wird da zum Beispiel eine besonders gelungene Weiterbildungsmassnahme hervorgehoben: 43 Menschen seien in dieser Woche für die Festnahme und den Gefängnis-Aufenthalt trainiert worden.