Die seit Wochen in den sozialen Netzwerken zirkulierenden Pentagon-Dokumente mit angeblich streng geheimen EinschĂ€tzungen der Lage im Ukraine-Krieg sorgen fĂŒr Verwirrung.

Was die Echtheit der Informationen betrifft, will keine Seite sich festlegen. Im Westen vermuten viele die Urheber in Moskau, interpretieren die EnthĂŒllungen als russischen Versuch, die Dynamik der erwarteten ukrainischen Offensive im Vorfeld auszubremsen.

Der offizielle Kreml bezeichnete die durchgestochenen Informationen lediglich als «interessant». Die russischen MilitĂ€rblogger gehen deutlich weiter, sie wittern eine ukrainische oder westliche Desinformations-Kampagne. Ihr Misstrauen grĂŒndet auch darin, dass oppositionelle Plattformen dem Leak grosse Aufmerksamkeit widmen.

NachdrĂŒcklich warnen sie davor, die Dokumente fĂŒr bare MĂŒnze zu nehmen. Schliesslich lĂ€ge es im Interesse der Ukraine und ihrer westlichen VerbĂŒndeten, Russland glauben zu machen, Kiew verfĂŒge ĂŒber unzureichende Reserven an Munition, Truppen und AusrĂŒstung.

Der einflussreiche Telegram-Kanal Rybar vermutet eine Verschwörung, gerade weil das «Sprachrohr der westlichen politischen Propaganda», die New York Times, die angeblichen EnthĂŒllungen verbreitet. Ganz offensichtlich haben die russischen MilitĂ€rblogger verstanden, dass der grösstmögliche Fehler ihrer Armee darin lĂ€ge, den Gegner jetzt erneut zu unterschĂ€tzen.

Zugleich wird aufmerksam notiert, wie wenig angenehm der US-Administration ein möglicher ukrainischer Vorstoss auf russisches Territorium oder die Halbinsel Krim ist.

In einem solchen Fall halten die westlichen MilitĂ€rs – anders als manche Falken in Medien und Politik – den Einsatz taktischer Atomwaffen durch Russland fĂŒr durchaus möglich.

Auch die angebliche Bereitschaft russischer UnterstĂŒtzer, etwa der Serben, doch Waffen an die Ukraine zu liefern, hinterlĂ€sst bleibenden Nachdruck.