War es sexuelle Gewalt oder nur eine freundschaftliche Geste?

Fakt ist: Nach dem gewonnenen WM-Final gegen England verlor Verbandschef Luis Rubiales jegliche Hemmungen und küsste Spielmacherin Jenni Hermoso innig auf den Mund.

In den sozialen Netzwerken sorgt die Szene für hitzige Diskussionen – und verlagert das Thema auf eine gesellschaftliche Ebene. Profitierte da ein Mann von einer Situation und nahm, was er gerade wollte?

Mittlerweile hat sich auch die Politik eingeschaltet. Küssen ohne Zustimmung dürfe nicht einfach so passieren, schrieb die spanische Gleichstellungsministerin Irene Montero auf X: «Das ist eine Form von sexueller Gewalt.» Ione Belarra, Ministerin für soziale Rechte, bliess ins gleiche Horn: «Sexuelle Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben.» Nur ein Ja sei ein Ja.

Der Verbandschef selber spielte die Szene herunter. Gegenüber der Sportzeitung Marca tat er die Kritik als «Blödsinn» ab. Idioten gebe es überall. «Wenn zwei Menschen miteinander eine unwichtige Geste der gegenseitigen Zuneigung teilen, darf man dem Mist, der da gesagt wird, keine Beachtung schenken.»

Aber war es wirklich einvernehmlich?

Hermoso sagte zur Szene: «Das hat mir nicht gefallen.» Später relativierte sie: Es sei eine spontane gegenseitige Geste nach dem sportlichen Triumph gewesen.

So oder so: Rubiales steht auch wegen einer anderen Szene unter Verdacht. Nach dem Schlusspfiff feierte er auf der Tribüne ausgelassen, wenige Meter von ihm entfernt stehen der Fifa-Präsident Gianni Infantino und die spanische Königin Letizia. Nachdem Rubiales mehrmals die Arme in die Höhe gerissen hat, greift er sich provokativ in den Schritt – es ist eine Geste, für die es (unter normalen Umständen) auf dem Fussballplatz (mindestens) die gelbe Karte gibt.