Die Europäische Zentralbank ist wie ein kleines Kind, das sein lange verschollenes Spielzeug wiedergefunden hat: Ausgiebig wird jetzt damit gespielt. Es gibt nichts Schöneres.
Im Juni entdeckte die EZB – später als die meisten anderen Zentralbanken –, dass sie tatsächlich noch dieses verstaubte Ding namens Zins im Keller hatte. Sie holte es angesichts galoppierender Inflation hervor und kann seither gar nicht davon lassen: Jetzt hat sie wieder den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 2 Prozent angehoben. Das Publikum erlebt gerade die grösste Anhebung in der Geschichte der Notenbank.
Erstaunt ist niemand. Die Märkte haben die Zinsschritte in den vergangenen Wochen bereits eingepreist. Und die Leier, dass EZB-Chefin Christine Lagarde ihren Instrumentenkasten gegen die Inflation viel zu spät ausgepackt hat, ist zwar richtig, ändert aber auch nichts daran, dass die Lage jetzt verfahren ist.
Denn die Inflation in der EU hat sich festgefressen. Getrieben von dramatisch steigenden Energiepreisen hat sie alles teurer werden lassen und treibt nun auch die Arbeitnehmer zu erheblichen Lohnforderungen, die ihrerseits wieder die Geldentwertung anheizen. Den einzigen, allerdings schmerzhaften Weg daheraus liefert eine Rezession, die die Nachfrage und damit die Preise wieder sinken lässt. Und genau darauf steuert die EZB jetzt zu.
Wer kann, rette sich in die Schweiz. Im Vergleich ist sie ein Hort der Geldwertstabilität. Allerdings haben die Preise ein Niveau, das sich Resteuropa bisher nicht leisten konnte.
Das Problem ist nicht Madame Lagarde. Das Problem ist, dass deutsche Bundesregierungen -ohne die Bürger darüber abstimmen zu lassen- die stabile D-Mark zugunsten des Euro aufgegeben haben. Dazu noch in einer EZB, in der sie kein anteiliges Stimmrecht entsprechend der Haftung hat, und die nicht als oberste Priorität die Währungsstabilität, sondern günstige Kredite für notleidende Volkswirtschaften hat. Daher ist der Euro mittlerweile eine Geldvernichtungsmaschine für deutsche Sparer.
Wenn ich in die Augen unseres Nachbarn Teckel schaue, der neben mir am BBQ steht, hoffend, dass etwas für ihn abfällt, Schwanz wedelnd, gar lächelnd, denke ich mir: "Kann man diesem Blick widerstehen ?" Schaue ich mir das Konterfei dieser Dame an, wünsche ich mir reflexartig Duisenberg zurück und bedauere einen Bundesbank Jens Weidmann, der eigentlich immer Recht hatte aber vom Merkel Regime in brutalster Weise neutralisiert wurde. Aber wie immer: Man bekommt die Regierung, die man gewählt hat.