Seit Kamala Harris aus Bidens Schatten getreten ist, fliegen ihr die Herzen zu. Präziser: die Herzen der Journalisten.

Ein besonderes Zückerchen liefert die Süddeutsche Zeitung: «Und erlöse uns», titelte das Münchener Blatt vor paar Tagen. «Kamala Harris ist die Einzige, die die Welt noch vor Donald Trump retten kann.»

Aus der gleichen Pfeife hat die Stern-Redaktion geraucht. «Die Erlöserin» steht auf dem Cover, mit Kamala als Freiheitsstatue.

Sofort auf den Kamala-Hype aufgesprungen sind hiesige Medien. «Yes we Kam – So elektrisiert Kamala Harris Amerika» frohlockte die Schweizer Illustrierte, als Harris ins Rennen stieg.

Vor der Wahl präsentiert das Blatt Harris als «eine Pionierin mit moderner Familie». Gemeint ist Harris’ Patchwork-Familie – mit den zwei Kindern von Ehemann Doug Emhoff. «Cole und Ella hätten nicht freundlicher sein können», wird eine überglückliche Kamala Harris zitiert. «Sie sind brillante, talentierte und lustige Kinder.»

Auch über die Mutter «ihrer» beiden Kinder spreche Harris «in den höchsten Tönen». Man habe sich «auf Anhieb verstanden», lässt die Illustrierte Kamala weiterflöten.

Kein Wunder, würden die Schweizer Harris wählen, wenn sie denn bloss dürften.

Bei jenen, die wählen dürfen – den Amerikanern – ist das Rennen komplett offen. Dies, obwohl auch dort die Medien heftig für Harris die Trommel rühren.

Doch damit soll nun fertig sein. Zumindest bei der Washington Post. Eigentümer Jeff Bezos hat in einem Beitrag in der eigenen Zeitung verlauten lassen, man werde keine Wahlempfehlung abgeben.

Eine Empfehlung habe «keinen Einfluss auf den Ausgang einer Wahl», so Bezos. Was sie allerdings tatsächlich bewirke, «ist der Eindruck von Voreingenommenheit».

Und damit müsse nun Schluss sein. Denn «die harte Wahrheit» laute: «Amerikaner vertrauen den Nachrichtenmedien nicht.»